Hamburg. Vor 15 Jahren spielten sie noch im halb leeren Knust, am Montagabend in der halb vollen O2 World, die Sportfreunde Stiller. Natürlich machen sie ihrem Namen alle Ehre und wollen zwischen "Schalalala"-Chören auch über die Hamburger Sportteams reden: über das hervorragende Handballteam und die Tabellenletzten Freezers. Die Hamburger Fußballklubs seien ja nicht so richtig überzeugend, sagen die Sportfreunde. Sie selbst stehen irgendwo dazwischen.

Zwar spielt die dröhnig akustische Version von Hits wie "Ein Kompliment" oder "Ich Roque" nicht gerade in der Ersten Liga musikalischer Finesse mit, doch Peter Brugger, Florian Weber und Rüde Linhof machen dieses Defizit durch ihre offensichtliche Spielfreude in der 90-Minuten-Show (mit zehn Minuten Nachspielzeit) wieder wett: Wenn sie draufgängerisch von ihren Stühlen springen ("Die erste Rock-'n'-Roll-Aktion in meiner verdammten Karriere!"), "Millionen klatschende Hände" dirigieren oder das Publikum einfach mal selbst Songs wie "Siehst du das genauso?" singen lassen.

Vor allem in der Zugabe geben die Sportfreunde noch einmal alles: Reduziert auf die anfängliche Dreierbesetzung spielen sie auf einer klitzekleinen Plattform am linken Hallenrand, sodass sich das Publikum im Innenraum einmal um 90 Grad drehen muss. Und munter hauen sie auf die Gitarren bei dem Stück "Fahrt ins Grüne" ein. Zugabe Nummer zwei wird dann wieder vom kraftvollen Orchester aus Streichern, Bläsern und Chor begleitet und macht den Song "Die gute Seite" zu einem Höhepunkt des Konzerts.

Frontmann Peter stürzt sich wagemutig ins Publikum, macht Kerzen und Purzelbäume im Menschenmeer und versucht sogar, über die Hände seiner Fans zu laufen. So viel Einsatz überzeugt auch den schlecht gelauntesten und snobistischsten Musikjournalisten. Heute wie vor 15 Jahren.