Best-Of-Alben und Greatest Hits sind seit vielen Jahrzehnten die Geschenk-Klassiker, auch wenn sie von Sammlern nicht gern gesehen. werden.

Zur Hochzeit vor zwei Jahren gab es von der Redaktion einen Gutschein von Michelle Records. Vielen Dank noch mal. Jetzt kann ich auch erzählen, in welches Album der Gutschein in dem ausgesucht charmanten Laden am Gertrudenkirchhof investiert wurde: "Legend" von Bob Marley. Ein sogenanntes "Greatest Hits"-Album. Und ich gebe gern zu: Etwas peinlich war es schon, die kundigen Jungs von Michelle ausgerechnet nach "Legend" zu fragen. Best-of-Alben sind nämlich für Plattensammler absolut verpönt.

Wer sein Regal stolz meterweise mit dem kompletten Backkatalog von Beatles oder Rolling Stones (inklusive Live-Bootlegs vom Wochenmarkt in Kinshasa, Japan-Importen aus Dachbodenfunden und anderen Raritäten) ausstattet, will seine Schatzkammer mit Sicherheit nicht auch noch mit "ABBA Greatest Hits", "The Best of ABBA", "ABBA Greatest Hits Vol. 2", "ABBA Gold", "More ABBA Gold" und "ABBA Number Ones" auffüllen. Gold hin, Gold her, Michelle Records trug es mit Fassung, "Legend" wurde sofort bestellt. Jetzt macht sich "Legend" gut neben "Led Zeppelin Remastered" und Best-Of-Alben von The Police, Black Sabbath und ... "ABBA Gold".

Einige dieser CDs waren Weihnachtsgeschenke, und das liegt in der Natur der Sache, denn die meisten Hit-Zusammenstellungen erscheinen pünktlich zur Vorweihnachtszeit. Die "Greatest Hits" von US-Songwriter James Taylor zum Beispiel erschien am 1. November 1976, gleich 11 Millionen Käufer griffen zu. Aber auch im Februar kann man mal größte Erfolge raushauen. Die Eagles taten das wenige Monate vor James Taylor mit "Their Greatest Hits (1971-1975)", welches mit über 40 Millionen abgesetzten Einheiten bis heute eines der meistverkauften Alben überhaupt ist. Madonna setzte im November 1990 mit "The Immaculate Collection" noch einen drauf: 52 Millionen Mal Reibach für das "Material Girl".

Wer übrigens eine oder mehrere vermeintliche Hit-Zusammenstellung auf den Markt geworfen hat, wählt nicht selten auch den Weg einer Weihnachts-CD. James Taylor zum Beispiel mochte es sehr besinnlich mit "A Christmas Album" (2004) und "At Christmas" (2006). Auch von Michael Bolton gibt es - denn auf die Mischung kommt es an - zwölf Best-Of-Alben und auch drei Weihnachts-CDs. Von Metallica weder das eine noch das andere.

Bei manchen Künstlern oder besser gesagt ihren Plattenfirmen wirkt eine irgendwie zusammengedengelte Auswahl der Erfolge allerdings auch recht hilflos. Am 10. Dezember zum Beispiel erscheint die erste "Best of" von Tokio Hotel. Nach gerade einmal fünf Jahren und drei Studioalben. Genauso war es bei Macy Gray 2004. Mitleid verdient auch Kajagoogoo-Sänger Limahl, der während seiner Solo-Karriere nur einen halben Hit, "The Never Ending Story" (1984), und drei völlig ignorierte Studioalben zusammenkratzte. Daraus wurden aber bis heute immerhin sechs Best-of-Alben gepresst, in der Tat eine unendliche Geschichte.

Die Geschichte der Hitsammlungen allerdings könnte endlich sein. Bei iTunes, amazon und all den anderen legalen Musik-Downlod-Portalen kann man längst nur einzelne Songs aus den Alben kaufen und sich so zur Not eine ganz persönliche "Best of Metallica" zusammenstellen. Das Erbe der romantischen Mixtape-Kultur.

Wer sich nun nicht mit "Greatest Hits"-Zeug auf dem Gabentisch blamieren will, kann auch Konzertkarten verschenken, zum Beispiel für Extrabreit am 30. Dezember im Logo. Dort spielen die Altpunker jedes Jahr auch viele Songs ihres ersten, 1980 veröffentlichten Albums mit dem schönen Titel:

"Ihre größten Erfolge".

Michael Bolton Mi 15.12., 20.00, CCH 1 (S Dammtor), Tiergartenstraße 2, ABGESAGT! www.michaelbolton.com

Extrabreit Do 30.12., 21.00, Logo (MetroBus 4/5), Grindelallee 5, Karten zu 19,- im Vorverkauf; www.die-breiten.de