“Ich kriege nie genug...“ - Auch Hamburg kriegt nie genug von Christina Stürmer aus Österreich: Das Konzert in der Markthalle war ausverkauft.

Hamburg. Wenn das ganze junge Gemüse, das da am Freitag mitunter bei Christina Stürmer war, in zehn Jahren oder so anfängt, sich die Haare zu färben und gegen die Eltern zu rebellieren, kann es bei seinen Freunden auftrumpfen: "Ich war das erste Mal in der Markthalle, da war ich acht!"

Problematisch wird es nur, wenn die Nachfrage kommt, wen man sich denn angeschaut habe. Denn Location und Künstler stehen in leichter Schieflage zueinander: Wo sonst Metaller und Gothic-Fans ein- und ausgehen, ist am Freitag Familienunterhaltung mit feinstem Konsens-Pop angesagt. Eingängige Melodien in wenig variierter Struktur und Texte, die jeder zumindest ungefähr nachfühlen kann; das Ganze vorgetragen von einer jungen, hübschen Frau mit charmantem österreichischen Akzent.

Und schaut man einmal ein wenig genauer hin, offenbart sich noch eine zweite Diskrepanz: Hinter "Gib mir den Sommer zurück", "Ich lebe" und "Die beste Zeit" steht keine aufgedonnerte Pop-Trutsche, sondern eine Unterhalterin, der man ihre Publikumslobpreisungen abnimmt und mit der man über ihre Anekdoten lacht, statt brummelnd auf das nächste Lied zu warten: Einen Popstar mit Flugangst, der zur Selbsttherapie Lenny Kravitz' "Fly Away" covert, muss man irgendwie mögen. Auch wenn die Musik so gar nicht dem eigenen Geschmack entspricht.

Vielleicht hören die Knirpse ja auch in ein paar Jahren noch Wohlfühl-Pop aus Österreich und singen heimlich, still und leise vor sich hin: "Ich kriege nie genug ..."