Ein Stück von Lea Martini beschließt das K3-Residenzprogramm

Hamburg. Tanz ist nicht einfach Tanz. Die Ausdrucks- und Spielarten des Körpers im Raum sind nahezu unbegrenzt, und eine Performance wie Lea Martinis "The end of as we know" entspricht nicht den gängigen Vorstellungen von Tanz. Diese sogar noch weiterzuentwickeln oder auszuweiten, ist eine der Aufgaben des K3-Zentrums für Choreografie/Tanzplan Hamburg.

Die Choreografin Martini macht in ihrer Performance die Kampnagel-Probebühne zum "Hauptdarsteller". Was ungewöhnlich ist, gewöhnlich ist sie für die Künstler nur ein Spielort, um sich in den Vordergrund zu stellen. Martini und ihre Partner Anja Müller und Dennis Deter behandeln den Raum wie einen Körper. Sie streicheln und beklopfen die Wände, massieren die Streben, bearbeiten mit den Beinen den Boden und schärfen so den Zuschauerblick: So genau bis in die Einzelheiten hat diesen Raum bisher wohl noch kein Zuschauer wahrgenommen. Aber Tanz im üblichen Sinn hat er natürlich auch nicht gesehen.

Der Ansatz der jungen Choreografin - in der Nachfolge von Jérome Bel, der in "The show must go on" auch die leere Bühne zum Darsteller machte - überraschte und bot skurrile Momente. Dennoch hätte dem Stück mehr Ironie und Mut zu szenischem Witz gutgetan. Ihr Stück fiel gegen die Konsequenz des ungewöhnlichen "Tremor"-Experiments von Sebastian Matthias und Margrét Bjarnadottirs originelle Körper-Spiegelungen und -Spaltungen ab.

Lea Martinis Performance beendete das diesjährige K3-Residenz-Programm. Seit dem ersten im Jahr 2007 war die Anzahl der internationalen Bewerbungen rapide gestiegen. Insgesamt haben sich 359 Choreografen aus 35 Ländern beworben. Von den neun Choreografinnen zwischen 2007 und 2009 sind sechs in Hamburg geblieben und bereichern die lokale Szene. Monica Antezana, Jenny Beyer, Sylvi Kretzschmar, Begüm Erciyas und Lucia Glass erhielten Förderungen, zeigten Performances auf Kampnagel, wurden zu Gastspielen und Festivals eingeladen.

Die Zahlen und künstlerischen Ergebnisse sowie die lokale und internationale Vernetzung sprechen dafür: Die Stadt sollte das K3 erhalten.