Martin Stadtfeld beschränkt sich in Hamburg auf Bach, Beethoven und Schubert

Ein Klavierabend mit Bach, Beethoven und Schubert - das erinnert in der gelassenen Beschränkung auf das sogenannte Kernrepertoire an den großen Emeritus der Tastenwelt, Alfred Brendel. Ist aber das Programm von Martin Stadtfeld, mit 30 Jahren nicht mal halb so alt und doch schon ein routiniertes Zugpferd des Musikbetriebs.

Den Vergleich mit den Altvorderen hat Stadtfeld noch nie gescheut: Seine Karriere begann er 2003, einem Paukenschlag gleich, mit einer unbekümmert-frechen Deutung der Bachschen Goldberg-Variationen, dieses Gipfelwerk der Klavierliteratur, das auf den Konzertpodien normalerweise Weltstars wie Murray Perahia und eben Alfred Brendel vorbehalten ist. Das Publikum war hingerissen, der Kritik lieferte er Zündstoff - die besten Schmiermittel für einen Karrierestart.

Von erdrückenden Vorbildern lässt sich Stadtfeld schon mal nicht abschrecken. Aber auch sonst hat er kein Problem damit, seinen Auftritt in der Laeiszhalle am Montag zu einem Gipfeltreffen der Komponisten zu machen: "Wir Pianisten haben das große Glück, dass die ganz bedeutenden Komponisten viele ihrer wichtigsten Gedanken dem Klavier anvertraut haben." Ein Haudrauf-Revoluzzer oder avantgardistischer Bilderstürmer ist er ohnehin nicht - eher hält er es mit der formgebundenen Subversion Bachs, Mozarts und Beethovens: "Für mich ist es das größte Zeichen von grenzüberschreitender Fantasie, wenn ein Komponist sich innerhalb eines gesetzten Rahmens bewegt und dann innerhalb dieses Rahmens unerhörte Dinge tut."

So geradlinig wie Stadtfelds Temperament ist sein künstlerischer Werdegang: Schon als Siebenjähriger gab er in der Schule daheim im Westerwald als Berufswunsch "Konzertpianist" an. Studiert hat er in Frankfurt bei dem Pianistenmacher Lev Natochenny, den er bis heute verehrt - aber Unterricht nimmt er nicht mehr: "Es gehört zum künstlerischen Erwachsenwerden, dass man die eigenen Erkenntnisse auch ohne Anleitung in der Musik findet."

Heute lernt er von Literatur und Geistesgeschichte - und durch die Beschäftigung mit historischen Tasteninstrumenten. In der Sammlung des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe hat er Cembali, Klavichorde und Hammerflügel ausprobiert: "Auf alten Instrumenten kann man vieles gar nicht so spielen, wie wir es auf modernen Flügeln lernen. Sie bewahren ihre Zeit. Das vielleicht schönste Instrument für Mozart ist der Hammerflügel."

Wer weiß - vielleicht tritt er demnächst mit einem auf. Aber noch nicht am Montag. Das ist verbürgt.

Martin Stadtfeld Mo 13.12., 19.30, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 20,- bis 60,- unter T. 35 44 14; Infos im Internet: www.martinstadtfeld.de