Der Funk-Posaunist Nils Landgren enttäuschte mit seiner Weihnachts-Show

Hamburg. Alle Jahre wieder, wenn's auf Weihnachten zugeht, wird der Mensch besinnlich. Auch der schwedische Posaunist Nils Landgren ließ am Mittwochabend die feurige Funk-Posaune in der Ecke und ließ stattdessen zum vierten Mal seit 2006 weiche Weisen in die ausverkaufte Musikhalle herabrieseln. Selbstredend, dass aus gegebenem Anlass alles Spröde und Sperrige vor der Tür bleibt und der Schmalz sich willig auf der Bühne verteilt, sich Kalkül mit Können und nicht ohne Gefühl paart.

Sieben Label-Genossen umfasst Landgrens Partie fürs Gemüt. Und so glich die Fahrt um den Stall zu Bethlehem der Reise nach Jerusalem: Meist saß der ein und/oder die andere im Hintergrund zugunsten kleinerer Frontformationen. Den swingenden US-X-Mas-Part übernahmen Jazzsängerin Jessica Pilnäs und Gitarrist Johan Norberg, die harmonisch oft interessante Adaption von Volksliedgut die Pianistin und Sängerin Ida Sand, jazzige Solospritzerchen streuten die beiden Bläser Landgren und Johan Knutsson dazwischen, am überzeugendsten war die ganz in ihrer klassischen Kunst ruhende Sopranistin Jeanette Höhn.

Die unentwegten Besetzungswechsel sorgten für Abwechslung, hinterließen aber auch den Eindruck einer Weihnachts-Nummernrevue, zusammengehalten von Landgren als Master of Ceremony. Allzu selten nur wurde das Ensemble-Potenzial genutzt, mehrstimmig gesungen oder aus dem Solist-Begleiter-Schema eine Fuge des Miteinander entwickelt.

Trotz eines Schülerkonzerts tags zuvor in Lüneburg wirkte die Gruppe überdies stellenweise unterprobt; da ruckelten der Sopranistin Höhn die Begleiter in die Quere, wirkte Saxofonist Knutsson im Duo mit Ida Sand desorientiert, verrutschte Landgren die eine oder andere launige Moderation. Aber was soll's, es ist schließlich bald Weihnachten.