Irgendwie ist die Luft raus, Anna vermisst Leidenschaft und Abenteuer.

"Was will ich mehr". Die angedeutete Frage des Filmtitels deutet auf eine gewisse Unzufriedenheit der Protagonistin hin. Denn eigentlich hat es Anna (Alba Rohrwacher), eine hübsche, zierliche Mittdreißigerin, geschafft. Befriedigender Job in einem Büro, angenehme Partnerschaft mit dem pummeligen, lebenstüchtigen und jovialen Alessio (Giuseppe Battiston). Doch irgendwie ist die Luft raus, Anna vermisst Leidenschaft und Abenteuer. Und dann lernt sie auf einer Abschiedsparty im Büro den Kellner Domenico (Pierfrancesco Favino), einen Familienvater mit Geldsorgen, kennen.

Die nun folgende Affäre scheint einem Muster zu folgen, das seit Gustave Flauberts "Madame Bovary" schon so oft durchdekliniert wurde: Anziehung, Verführung, Leidenschaft, Schuldgefühle, Geständnisse, Rückzug. Und doch ist in diesem neuen Film von Silvio Soldini ("Brot und Tulpen") etwas anders als sonst. Mit großer Sensibilität spürt der italienische Regisseur den Beweggründen seiner drei Protagonisten nach, charakterisiert sie ausführlich und registriert auch kleinste Stimmungsschwankungen. Dabei führt er ihre Probleme und widerstreitenden Gefühle auch auf das soziale und berufliche Umfeld zurück. Soldinis Interesse gilt der Unentschiedenheit seiner Figuren, die von den Hauptdarstellern, allen voran Alba Rohrwacher, bewundernswert verkörpert werden.

Bewertung: empfehlenswert Was will ich mehr Italien/Schweiz 2010, 124 Min., ab 12 J., R: Silvio Soldini, D: Alba Rohrwacher, Pierfrancesco Favino, Giuseppe Battiston, Teresa Saponangelo, täglich im Blankeneser, Passage; www.waswillichmehr.de