Iván Fischer und das Budapest Festival Orchestra boten orchestrale Weltklasse in der Laeiszhalle

Hamburg. Die ruppigen Rhythmen seines "Sacre" sorgten einst, vor knapp 100 Jahren, für einen der größten Skandale der Musikgeschichte. Doch Igor Strawinsky konnte auch anders: Sein kunstvoll angeschrägter Tango schwingt ironisch das Tanzbein übers Parkett, und im Capriccio für Klavier und Orchester sind Versatzstücke aus Polka und Jazz zu einem Zwitter zwischen E und U verschraubt.

Mit solchen erstaunlich leichtfüßigen Stücken zeigten Iván Fischer und das famose Budapest Festival Orchestra zu Beginn ihres Konzerts in der Laeiszhalle einige ungewohnte Seiten von Strawinsky - und schlugen dabei zugleich eine Brücke zu Joseph Haydn. Denn auch der liebte die intelligente musikalische Spielerei. Diese gemeinsame Haltung macht die beiden sehr unterschiedlichen Komponisten über mehrere Epochen hinweg zu Brüdern im Geiste, für den die Interpreten den absolut passenden Ton fanden.

Iván Fischer und der Pianist Emanuel Ax gestalteten mit der heiteren Gelassenheit jener Meister, die niemandem mehr etwas beweisen müssen, und servierten Haydns D-Dur-Konzert ebenso delikat und luzide wie Strawinskys Capriccio. Einer freundlichen Flügelelfe gleich kitzelte Ax den filigranen Friemelkram des Klavierparts da in die Tasten.

Auch nach der Pause, bei Haydns "Oxford"-Sinfonie, musste Fischer nicht viel Aufwand treiben, um sein Orchester zu inspirieren: Aus seinen sparsamen Gesten spricht das während 27 Jahren gemeinsamer Arbeit gewachsene Verständnis. Erst im letzten Stück, der "Feuervogel"-Suite von Strawinsky, entfernte sich das Programm vom Plauderton geistreicher Konversation und rückte in dramatische Dimensionen. Doch auch hier, bei dem üppig besetzten Bravourstück, behielt die Interpretation ihre kammermusikalische Sorgfalt und klangliche Finesse. Das war orchestrale Weltklasse.