Der Film “Small World“ ist ein fein gezeichnetes Gesellschaftsdrama, das Abendblatt verlost Karten und Bücher

Holi. Die Franzosen lieben ihr Kino. Wozu braucht man schon Hollywood, wenn man hochkarätige Regisseure und den Glamour reichlich vor der eigenen Haustür hat? Nur leider findet von dem Dutzend französischer Filme, die jede Woche im Land unseres Nachbarn startet, nur ein Bruchteil den Weg in unsere Lichtspieltheater. In Hamburg gilt das Holi-Kino als erste Anlaufstelle für alle Frankophilen. Am 12. Dezember läuft hier eine Preview der Martin-Suter-Verfilmung "Small World", noch vor dem offiziellen Filmstart am 16. Dezember.

Suter setzte sein 1997 erschienenes, mehrfach preisdekoriertes Romandebüt gleich millionenfach ab. Von dem Filmstoff versprach sich auch Regisseur Bruno Chiche einen Kassenrenner. Mit Gérard Depardieu, Nathalie Baye, Niels Arestrup und der rehäugigen Deutschen Alexandra Maria Lara kann er zumindest schon mal auf ein hitverdächtiges Line-up bauen.

Die Welt ist klein, der Arm der Geschichte aber mitunter lang. Auf diese Essenz lässt sich das Krimi-Drama "Small World" bringen. Frankreichs Altstar Gérard Depardieu mimt den vom Leben gebeutelten Konrad Lang. Als Kind hat ihn die Industriellenfamilie Senn durchgefüttert, mit dessen Sohn Thomas ihn eine enge Sandkastenfreundschaft verband. Nun altert Konrad rapide, seine zunehmende Demenz macht ihn zu einer Gefahr für sich und seine Umwelt.

Nachdem er während seiner Hausmeisterdienste die Ferienvilla der Senns abgefackelt hat, nimmt die verwitwete Matriarchin Elvira Senn (Françoise Fabian) ihn im Gästehaus auf. Ihrem Sohn passt das gar nicht und der Zuschauer ahnt, dass da noch einige unausgesprochene Geheimnisse zwischen den massiven Holztüren lauern. Dass Konrad und Thomas in jüngeren Jahren beide um Thomas' inzwischen geschiedene Frau Elisabeth (Nathalie Baye) buhlten, ist nur ein Teil der Vergangenheit, die wie ein Schatten über dem hochherrschaftlichen Haus hängt. Und ausgerechnet an die kann sich Konrad mit seinem intakten Langzeitgedächtnis bestens erinnern.

Mitten in das zwielichtige Netz der Schönen und Reichen heiratet die junge Simone (Alexandra Maria Lara) ein. Das vermeintlich traditionelle Familienidyll und die Ehe mit Unternehmersohn Philippe entpuppt sich schon bald als löchriger Teppich, der Gatte als gefühlskalter Fisch. Der sein Gedächtnis verlierende Konrad wird zu ihrem einzigen Verbündeten. Wenn sie ihn verwirrt im morgendlichen Schnee aufliest, könnte der fast sinnbildlich für das gezeichnete Gesellschaftsbild stehen.

Small World Preview So 12.12., 17.30, Holi (U Hoheluftbrücke), Schlankreye 69, T. 422 30 40, Eintritt 7,50 Euro