Der Schwede Stellan Skarsgård kehrt mit der Tragikomödie “Ein Mann von Welt“ zu seinen Ursprüngen zurück

Abaton. Die Pointe saß. Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck war Stellan Skarsgård ein beliebter Gast: Gleich mehrere seiner Filme waren zu sehen, natürlich auch die aktuelle Komödie "Ein Mann von Welt". Der Schwede stellte sich den Fragen des Publikums und vergaß nicht zu erwähnen, dass er Vater von sieben Kindern ist. Dafür gab's Applaus, einfach mal so. Worauf er abwinkte und sagte: "Ach. Sieben Minuten Arbeit."

Ex-Gangster Ulrik weiß nicht so genau, ob er ein neues Leben beginnen soll

In "Ein Mann von Welt" spielt Skarsgård Ulrik, einen Ex-Gangster, der nach zwölf Jahren hinter Gittern wieder freikommt und nicht weiß, ob er so spät noch ein neues Leben beginnen oder mit dem alten, verkorksten weitermachen soll. Also nimmt er den Job in einer Autowerkstatt an. Er ist sichtbar aus der Zeit gefallen und in den 80er-Jahren stecken geblieben. Zum schwindenden Haupthaar trägt er einen fiesen bleistiftdünnen Pferdeschwanz.

Der Schauspieler bringt zum Interview seinen norwegischen Regisseur Hans Petter Moland mit. Beide verbindet eine lange Freundschaft. Die saftige Tragikomödie basiert auf einem Drehbuch eines Dänen, wurde von einem Norweger inszeniert und feiert einen Schweden. Gab es da keine Verständigungsprobleme? "Wir sind so tief in dieses Geschäft involviert, dass wir eher der Nation der Filmemacher angehören als unseren Heimatländern", sagt Moland. Wie gut die beiden sich kennen, merkt man daran, wie sie sich immer wieder gegenseitig lustvoll in die Parade fahren. Moland erzählt: "Die Produzenten riefen mich an und sagten, sie hätten da dieses Drehbuch ..." Skarsgård kontert, "... das niemand sonst verfilmen wollte. Also haben sie an dich gedacht." So geht es die ganze Zeit.

Seine Weltpremiere erlebte der Film im Berlinale-Wettbewerb, ein großer Erfolg für das kleine Filmland Norwegen. Im Publikum wurde sehr viel gelacht, aber nicht von allen. Wie kann man sich das erklären, funktioniert nordischer Humor regional nur begrenzt? Skarsgård zieht die Augenbrauen hoch. "Haben Sie mal den Puls von dem Typen gefühlt? Sind Sie sicher, dass er nicht tot war?" Und Moland seufzt: "Manche Menschen haben keinen Humor. Das ist aber keine Frage des Kulturkreises."

Skarsgård ist ein schwedischer Exportschlager in Sachen Schauspielkunst. Ein großer, breitschultriger Kerl, der ebenso gut ungehobelte wie wuchtige und feinsinnige Typen verkörpern kann. Seine enorme Vielseitigkeit hat er als Stiefelriemen-Bill in "Fluch der Karibik" und als singender Ex von Meryl Streep in "Mamma Mia!" unter Beweis gestellt. Seinen Durchbruch schaffte er als querschnittsgelähmter Ehemann in Lars von Triers Melodram "Breaking The Waves".

Ein weniger gut bezahltes Bekenntnis zu den Ursprüngen des Schauspielers

Für den Schauspieler, der auch diese gut dotierten transatlantischen Angebote bekommt, ist die Rolle in "Ein Mann von Welt" auch ein weniger gut bezahltes Bekenntnis zu seinen Ursprüngen. "Dieser Film macht deutlich, woher ich komme und wohin ich gehöre. Eine so interessante Rolle gibt es in US-Studioproduktionen gar nicht. Die Komik sitzt hier in der Stille, in der Abwesenheit von Rhythmus und in der Menschlichkeit. Einem Banker, der überlegt, ob er so etwas finanzieren soll, ist so etwas nur schwer zu erklären."

Moland kann so viel Anerkennung offenbar nur schwer ertragen, er zeigt zumindest äußerlich nicht, dass sie ihn erfreut. Lieber fällt er wieder in den alten Frotzel-Tonfall zurück und stänkert. "Stellan ist eigentlich kein schlechter Typ. Er hat nur einige miese Charaktere gespielt." Worauf der alte Schwede ihn lange ansieht und fragt: "Wer hat das nicht?"

Ein Mann von Welt Preview heute 19.30, Abaton (MetroBus 4 + 5), Allende-Platz 3, Eintritt 7,50, ermäßigt 6,50; www.einmannvonwelt.de