Der Pianist Leon Gurvich präsentiert mit “Eldorado“ sein farbenreiches Debütalbum

Hamburg. Wenn die Völkerverständigung im wirklichen Leben so gut funktionieren würde wie in der Musik, dann wären längst alle Menschen Brüder beziehungsweise Schwestern, und es gäbe nicht nur ein bisschen Frieden, sondern überhaupt keine Kriege mehr auf der Welt. Der aus Minsk in Weißrussland stammende Pianist Leon Gurvich, der 2001 studienhalber nach Hamburg kam und seitdem hier wohnt, lebt mit seiner Project genannten Band mustergültig diese Vision vor.

Sechs Musiker aus sechs Ländern hat Gurvich für sein Debüt "Eldorado" versammelt, das soeben erschienen ist. Das Album präsentiert imaginäre Folklore zwischen Klezmer, Jazz und Konzertmusik, virtuos und leidenschaftlich gespielt. Manche Passagen versprühen die trunkene Ausgelassenheit balkanischer Hochzeitsmusik, es gibt klagende Klarinettenmelodien voller Seelentiefe, wie man sie mit Giora Feidman assoziiert, fast an den New Orleans Jazz erinnernde Trompetenlinien, und dazu federt der runde, sportliche Bass des Kubaners Omar Rodriguez Calvo.

Die Musiker haben ihre Wurzeln in Osteuropa, in Afrika, den USA oder eben Kuba und leben inzwischen großenteils in Berlin und Hamburg. Gemeinsam schaffen sie eine polyglotte Einwanderermusik der schönsten Art, kosmopolitisch und doch verbunden mit der eigenen Geschichte. Gurvich kennt seine russisch-jüdische Tradition; er ist ausgebildeter Dirigent und verweist auf 300 Kompositionen. Neben dem Klavier spielt er auch das Rhodes E-Piano, das unter seinen Fingern allerdings ungewohnt clean klingt. Stargast ist der Klezmatics-Trompeter Frank London, mit dem Gurvich die Liebe zum Klezmer teilt. Auch der Saxofonist und Klarinettist Vladimir Karparov spielt diese Musik zum Schwindligwerden gut. Die Sängerin Inna Vysotska setzt ihren warm timbrierten Sopran auch instrumental ein.

Gurvich hat Musik geschrieben, die anregt und aufregt, die einen mit ihren vielfältigen, manchmal sanft ironischen Bezügen schmunzeln lässt und im nächsten Moment zum Träumen und Nachsinnen einlädt. Wenn er am 16. Dezember im Elbphilharmonie Kulturcafé gastiert, kommt er mit einer auf Triogröße reduzierten Band. Auch schön, aber die Album-Besetzung würde man schon gern mal live hören.

Leon Gurvich Project: "Eldorado" (Morgenland/harmonia mundi). Konzert: Do, 16.12., 18.00, Elbphilharmonie Kulturcafé (U/S Hauptbahnhof) Am Mönckebergbrunnen/Barkhof 3, Eintritt frei