Volker ter Haseborg für beste Lokalreportage ausgezeichnet

Hamburg. "Er wollte so gern ein Deutscher sein", so heißt der Artikel, für den Abendblatt-Reporter Volker ter Haseborg, 31, gestern Abend den Deutschen Reporterpreis für die beste Lokalreportage erhalten hat. Das Hamburger Abendblatt gewinnt diese Auszeichnung zum zweiten Mal in Folge.

Die Geschichte ist am 21. Juli 2010 auf der Thema-Seite erschienen. Sie handelt von dem 58-jährigen armenischen Abschiebehäftling Slawik C., der sich am 2. Juli mit dem Stromkabel eines Wasserkochers am Fenstergitter seiner Zelle erhängt hatte. Elf Jahre hatte er in Jesteburg bei Hamburg gelebt und war dort vorbildlich integriert. Dann nahmen ihn die Behörden fest.

Volker ter Haseborg begab sich auf die Spurensuche. Sein Text beginnt mit den Zeilen: "Am Abend, gegen 18.50 Uhr, hat die Gefängnisleiterin noch mit ihm gesprochen. 'Machen Sie keine Dummheiten', sagte sie zu ihm. 'Nein, ich will leben. Ich habe doch eine Enkeltochter', antwortete er, lächelte und ging in seine Zelle." Slawik C. hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Er war einer von drei Abschiebehäftlingen, die kurz hintereinander in Norddeutschland Selbstmord begingen.

"Was mich an der Geschichte so gepackt hat, war die Ratlosigkeit auf allen Seiten, sowohl bei den Verantwortlichen im Abschiebegefängnis als auch bei seiner Familie", sagte Volker ter Haseborg bei der Preisverleihung. Sein Laudator, der Autor und Kolumnist Axel Hacke, betonte, dass Volker ter Haseborg in seiner Reportage besonders gut "den moralischen Konflikt der Politik" beschrieben habe.

In der Jury des Reporter-Forums sind in diesem Jahr neben Axel Hacke auch die Journalisten Erwin Koch, Stefan Niggemeier, die Autorinnen Kathrin Passig und Monika Maron, die Regisseurin Doris Dörrie, der Theaterintendant Matthias Hartmann, die Verlegerin Antje Kunstmann, der Publizist Manfred Bissinger, TV-Moderator Claus Kleber und Harald Schmidt vertreten. Der Deutsche Reporterpreis, von der Augstein-Stiftung unterstützt und mit insgesamt 25 000 Euro dotiert, wird in fünf Kategorien verliehen. 1146 Texte wurden in diesem Jahr eingereicht, doppelt so viele wie 2009.

Lesen Sie die prämierte Reportage auf www.abendbatt.de/reporterpreis