Das Fauré Quartett spielte in der Laeiszhalle einen starken Abend mit Kammermusik

Hamburg. Erst ist es ein glühendes Schwelgen. Dann ein nach innen gewendetes Flehen. Und beim dritten Mal nur noch eine fahle Erinnerung an vergangene Schönheit: Das Fauré Quartett modellierte aus dem Thema von Gustav Mahlers unvollendetem Klavierquartett ganz unterschiedliche Charaktere. Und damit schuf es schon zu Beginn des Konzerts in der sehr gut gefüllten Kleinen Laeiszhalle genau jene Mischung aus farblicher Vielfalt und packender emotionaler Intensität, mit der sich das Ensemble längst einen Platz in der kammermusikalischen Champions League gesichert hat.

In Mendelssohns f-Moll-Quartett op. 2 - wie Mahlers Stück ein frühreifes Meisterwerk aus der Jugendzeit - schlugen und strichen die vier Interpreten dann einen etwas leichteren Ton an. Angeführt vom wunderbar warm leuchtenden Klang der Geigerin Erika Geldsetzer kosteten sie die sanglichen Melodien des Adagios aus und wirbelten elfenzart durchs Finale.

Zum Höhepunkt des klug ausgewählten Programms wurde jedoch das g-Moll-Klavierquartett von Johannes Brahms: Da schwelte und köchelte die düstere Leidenschaft des Werks in den Linien der drei Streicher, die immer wieder zu glühenden Unisoni verschmolzen - und die zusammen mit Pianist Dirk Mommertz stellenweise eine beinahe orchestrale Wucht entfachten.

Mitreißend, wie sich die Interpreten schließlich in die feurig-fetzigen Rhythmen des Rondo alla Zingarese hineinschmissen und dabei doch ihre feine Ensemblekultur bewahrten: Beim Fauré Quartett wirkt jede musikalische Geste wie aus einem Guss geformt, jede Nuance ist im Bogendruck sorgfältig austariert, und jede Phrase wird gemeinsam geatmet.

Ein ganz starker Kammermusikabend, der auch in den Zugaben noch einmal eine große Bandbreite aufspannte: Die erste, aus der humorgespitzten Feder des Komponisten Peter Heidrich, schickte das Weihnachtslied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" auf eine kurzweilige Welt- und Zeitreise durch verschiedene Stile; die zweite kehrte mit dem herrlichen, langsamen Satz aus Schumanns Klavierquartett in die Romantik zurück - und zu ihrem innigen Flehen und ihrem glühenden Schwelgen.