Der Wilhelmsburger Barde Eddy Winkelmann feiert im Schmidt mit Gästen Jubiläum und das Jahresende

Schmidt-Theater. Alle Jahre wieder schaut Eddy Winkelmann singend über seine Schulter und sieht das Jahr vergeh'n. Zu seinem traditionellen "Weihnachtskonzert" im Schmidt hat er sich seine Band und Gäste eingeladen: den Geiger Jansen Folkers und den Kinderlieder-King Rolf Zuckowski. Die Fangemeinde kommt sowieso. 20 Jahre auf der Bühne gibt es für den Sänger zu feiern, seit er mit seiner Gitarre auf dem Tresen im alten Schmidt-Theater gestartet ist.

Und im neuen Haus spielt und singt er munter weiter. Seemänner können also auch treu sein. Der Hamburger, Jahrgang 1957, war schon immer irgendwie Songwriter: Er hat in der Rock-Band "Außer Rand und Band" mitgemischt, die Musik und Texte geschrieben. "Der Leadsänger war damals Olaf Kortmann, der dann später Volleyball-Trainer für die Damen- und Herren-Nationalmannschaften war", erinnert sich Winkelmann. Und natürlich ans Schmidt, wo er sich mit Ernie Reinhardt oder Stefan Gwildis ausprobieren konnte. "Egal, ob man schwul war oder nicht, ich hab in der Szene viele tolle Leute getroffen, Ideen und Lust bekommen, mit ihnen etwas auf die Beine zu stellen." Er hat viel Comedy in den "Perlen der Kleinkunst" gemacht, bis Corny Littmann eines Tages zu ihm meinte: "Mach's doch selber!"

Winkelmann ließ sich das nicht zweimal sagen und suchte seinen Weg. Den fand er als Geschichtenerzähler und Liedermacher. Er schöpft aus dem Erfahrungsschatz seines Lebens mit Groove und viel Selbstironie. Inspiriert durch Blues, Country, Folk und Jazz, ist Winkelmann alles andere als ein Schlagermatrose in den Fußstapfen von Freddy Quinn. Den braucht er nicht zu spielen und auch keine andere Figur. Denn er ist im Hafen aufgewachsen.

Singt Winkelmann über die Einsamkeit des "Jonny Möwenschiss" , dann ist zu spüren: Er weiß, wovon er spricht und worüber er singt. Er ist ein Hamburger Original im wirklichen Sinn. Der Eddy ist einfach er selbst geblieben oder besser noch: Er hat in seinem Leben unter Hakenschlagen und manchem Schicksalsschlag zu sich, zu seiner Musik und Schreibe gefunden. Und zu seinem Glück. Er wohnt mit seiner großen Liebe Leila und Sohn Mika im eigenhändig restaurierten Bauernhaus hinterm Deich. Das alles sind Gründe, warum Winkelmann immer aufs Neue sein Publikum packt.

Eddy Winkelmann ist einfach er selbst, ein Hamburger Original im besten Sinn. Obwohl der Eddy reichlich quatscht, unterscheidet er sich von den Dauerquatschmachern auf allen Fernsehkanälen. Denn im Gegensatz zu den Flachwitzereißern hat er etwas zu erzählen. Darum wollte er auch nicht mehr mit seiner Plattenfirma mitziehen. "Ich habe mich von ihr und der Comedy verabschiedet, weil ich dachte, aus der Nummer komm ich sonst nicht mehr raus." Trotzdem kommt Humor beim Wilhelmsburger Barden nicht zu kurz. "Aber ich muss mir nicht mehr die Spaßuniform anziehen."

Nach dem Studioalbum "Goldfisch" arbeitet er an einem neuen und will neben den Publikumsfavoriten auch die Rohdiamanten, wie er sagt, im "Weihnachtskonzert" vorstellen und mit den Musikern testen. "Wir probieren nicht viel, ich habe ihnen nur die Tonarten vorgegeben und jeder muss schon aufpassen."

Darin liegt auch ein besonderer Reiz des Winkelmann-Traditionskonzerts. "Es kann schon mal passieren, dass wir abbrechen müssen", sagt Winkelmann lachend und verrät: "Ich hab ein schräges Kinderlied geschrieben: 'Kleine klebrige Kinderhände'. Und dachte, der Rolf, mit dem ich ein Hörspiel und den Chor für seine Platte machte, sollte doch mit dabei sein." Winkelmann hatte angeblich keine Parodie auf Bettina Wegners "Sind so kleine Hände" im Sinn. "Darauf hat mich erst der Rolf aufmerksam gemacht", behauptet er, "die Idee kommt von meinem Lütten." Ist doch ein Scherzkeks geblieben, der alte Eddy.

Eddy Winkelmann: The Weihnachtskonzert: Mo 6.12., 20.00, Schmidt-Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 24-28, Karten zu 16,50 bis 25,30 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de