In der Markthalle überzeugte die britische Band Foals mit dem perfekten Groove und schickte die Fans anschließend tanzend zurück in die Kälte.

Hamburg. Gitarristen hängen sich ihr Instrument gern sehr tief um. Dann baumelt es im Schritt, wird bei den Soli hochgerissen und für viele eindeutige Posen missbraucht. Jimmy Smith von den Foals spielt seine Gitarre - nun ja, etwas anders: Er spielt sie fast vor dem Brustkorb. Extravagante Alleingänge wird man von ihm nicht erleben, er ist ein Teamspieler wie jeder in dieser Band aus der britischen Universitätsstadt Oxford. Nicht mal Yannis Philippakis benutzt als Sänger seine etwas exponiertere Stellung, um sich in den Mittelpunkt zu stellen. Die Foals agieren als ein exakt aufeinander eingespieltes Kollektiv, dem es einzig und allein um den Gesamtklang ihrer Musik geht.

Es gibt nicht viele aktuelle Bands, die so mit Rhythmen umgehen können wie die Foals. Walter Gervers treibt die Songs mit einem pumpenden, knochentrocken gespielten Bass nach vorne, im Hintergrund der Bühne schlägt Jack Bevan mit hohem Tempo vertrackte Rhythmen, die jedoch immer tanzbar bleiben. Das Publikum in der fast ausverkauften Markthalle jedenfalls steigt vom ersten Song an auf die Grooves der "Fohlen" ein, so als wollte es sich die draußen herrschende bittere Kälte aus der steifen Muskulatur schütteln.

Als "mathematischer Rock" wird der Stil der Foals bezeichnet, weil ihre polyrhythmischen Songs komplexere Schlagfolgen als den üblichen 4/4-Takt beinhalten. Dennoch hat diese Musik so gar nichts Akademisches, sondern wird von den fünf Musikern mit viel Herzblut und Energie gespielt. Immer wieder jubelt das Publikum auf, wenn den Foals eine komplizierte Instrumentalpassage besonders gut gelungen ist.

Vorbilder hat das Quintett natürlich auch. Stellenweise schimmert der funkorientierte New-Wave-Stil der Gang of Four durch, die in den 80er-Jahren zu Englands coolsten und angesagtesten Combos gehörten. Auch XTC und die Talking Heads mit ihren intelligenten Pop-Entwürfen und afrikanische Musiker haben ihre Spuren in den Songs der Foals hinterlassen.

Dem Publikum sind solche popmusikhistorischen Referenzen jedoch völlig egal. Am Ende des gut 90-minütigen Konzerts gibt es nur glückliche Gesichter. Die Foals haben jede Menge Glückshormone freigesetzt, und ihre Fans tanzen beglückt durch die eisige Kälte nach Hause.