... zeigt Yakov Kreizberg mit seinem Orchester in der Laeiszhalle

Hamburg. Beglückende Musik von glücklichen Dirigenten - Gott sei Dank ist noch kein PR-Experte auf die Idee gekommen, mit diesem Spruch zu werben. Aber auf Yakov Kreizberg, den neuen Chef des Orchestre Philharmonique de Monte Carlo, würde er schon gut passen. Denn wie sich beim Gastspiel seines Orchesters am Mittwoch in der Laeiszhalle zeigte, glüht Kreizberg beim Dirigieren förmlich vor Freude - wenn's richtig läuft.

So ganz rund lief es mit seinem Orchester bei Tschaikowskys Klavierkonzert b-Moll im ersten Teil des Abends allerdings noch nicht. Einige Patzer, ein sprödes Flötensolo im Andantino und ein eher dünner Klang ließen einen vorzeitig am Orchester zweifeln. So gehörte die Show dem jungen Pianisten Nikolai Tokarev. Der spielte mit einer Gespanntheit, Präzision und Energie, als hätte er Schweizer Uhrwerksfedern in den Armen statt Muskeln. Doch die allerletzte Gelöstheit, sich Tschaikowskys melodisch-emotionalem Überschwang ganz zu überlassen, fehlte vielleicht gerade deshalb. Und nur ganz heimlich beschlich einen manchmal der Verdacht, dass Tschaikowskys Sammlung "schöner Stellen" vielleicht doch so "bruchstückhaft und unzusammenhängend" sein könnte, wie sie von ihrem ersten Kritiker mal gescholten worden war.

Wie das mit der russischen Seele geht, demonstrierten ein strahlender Yakov Kreizberg und das nun voll auf der Höhe seines Könnens spielende Orchester bei Rachmaninows Zweiter Sinfonie. Vom eröffnenden Lento bis zur Durchführung des ersten Satzes fasste Kreizberg diese vegetative, wuchernde und wühlende Musik unter einen großen Spannungsbogen. Vor allem im Adagio zauberte der gebürtige St. Petersburger aus Rachmaninows Noten-Dickicht ein unendlich generöses Fließen, einen pausen- und endlosen Strom von Streicherseligkeit. Mal streng den Takt schlagend, wo es galt, die Truppe zusammenzuhalten, mal mit großer Geste Visionen in die Luft pinselnd formte Kreizberg die überbordende Musik zu einer riesigen, hymnischen Aufwärtsspirale.