Der Klassiker “Metropolis“ ist in einer umfassenden Rekonstruktion zu erleben

Es gibt Kunstwerke, die kennt man, sogar ohne sie je gelesen, gesehen, gehört zu haben. Cervantes' "Don Quijote", Beethovens Neunte, "Casablanca" etwa sind Teil kollektiven Menschheitsgedächtnisses - genau wie der Stummfilmklassiker "Metropolis" (1927) von Fritz Lang. Dass er bei seiner Uraufführung durchfiel, daraufhin zerschnippelt und verstümmelt wurde und die nächsten Jahrzehnte nur in lückenhaften Rekonstruktionen voller unlogischer Sprünge zu sehen war, all das hat dem Mythos um die rauschhaft-expressionistische Schilderung der modernen Großstadt nichts anhaben können.

Nun kommt der Film in einer Fassung nach Hamburg, die man die letztgültige nennen könnte. Frank Strobel, einer von ganz wenigen auf Filmmusik spezialisierten Dirigenten auf der Welt, und das NDR Sinfonieorchester spielen zu der Vorführung auf Kampnagel die originale Musik von Gottfried Huppertz. Beide, Strobel und Huppertz' Partitur, haben zu der triumphalen Wiederkehr des Films maßgeblich beigetragen.

Strobel ist Fritz Langs Meisterwerk verfallen, seit er den Film als 15-Jähriger am Klavier begleitete. Sechs Rekonstruktionen von "Metropolis" hatte Strobel im Laufe seiner Karriere schon begleitet, da tauchte 2008 in einem Archiv in Buenos Aires eine vergessene, arg zerkratzte Filmkopie auf, die nur sechs Minuten kürzer war als die Ursprungsfassung, also fast das gesamte Szenenmaterial umfasste. Eine Herausforderung für die Restauratoren - und eine Denksportaufgabe. Die entscheidenden Hinweise auf die richtige Szenenfolge verdankt die neue Fassung der Musik. Und Strobels detaillierter Partiturkenntnis. Er konnte die Synchronpunkte dechiffrieren, die der gewiefte Filmkomponist Huppertz eingetragen hatte, und dadurch die Musik den Bildern auf den Bruchteil einer Sekunde genau zuordnen. Und sorgte so dafür, dass das Publikum den Film im Rhythmus der bewegten 20er-Jahre erleben kann: zwischen Revue und Choral, Strawinsky und Wagner.

Metropolis 3./4.12., jew. 20.00, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestr. 20-24, ggf. wenige Restkarten zu 16,- (Ak.); www.ndrsinfonieorchester.de