Ein Erklärbuch, das Kinder für die Natur gewinnen will

Natürlich sollte man dem schädlichen Medienkonsum der ganz jungen Leute heute einen Riegel vorschieben: Und zwar, indem man die kleinen Menschlein von der X-Box und der Playstation reißt und sie in die freie Natur schickt, wo sie in freier Wildbahn das erleben können, was ihnen der böse, böse Computer oder das langweilige, langweilige Fernsehen nur vorgaukeln können. Sie sollen Fledermäuse beobachten und die Sterne, die Bäume belauschen und die Erde im Garten der Eltern untersuchen! Das ist doch viel besser, als stundenlang Ego-Shooter-Spiele am Bildschirm zu daddeln, gell.

Und weil die Kleinen anno 2010 möglicherweise gar nicht mehr wissen, wie das geht: draußen spielen (oder zumindest sich die Zeit vertreiben), hat Jens Soentgen jetzt ein Buch geschrieben, das es ihnen erklärt. "Von den Sternen bis zum Tau. Eine Entdeckungsreise durch die Natur", so lautet der Titel des illustrierten Buchs, das Kinder und Jugendliche für das begeistern soll, was uns alle umgibt. Das gute Stück ist ein Erklärungsbuch, das die Phänomene direkt vor der Haustür (na gut: wenigstens der der Landkinder) erläutert und eine Anleitung gibt, wie man die Natur entdecken kann.

Das Credo Soentgens liest sich so euphorisch wie einfach: "Naturwissenschaft macht glücklich!" Stimmt wahrscheinlich, sollte jeder mal probieren. Soentgen macht das sehr überzeugend, indem er jedem seiner Sätze etwas beinahe Sensationsheischendes beimischt; weil diese Sätze alle mit einem Ausrufezeichen enden: "Die Natur in ihren unendlichen Manifestationen, vom Ungeheuren bis zum Unscheinbaren!"

Was da so ungeheuer(lich) und unscheinbar ist, erklärt der Autor in vielen Kapiteln, die pragmatisch mit dem überschrieben sind, was sie untersuchen (sollen): "Der blaue Himmel", "Die Sonne", "Die Bäume", "Kieselalgen", "Bakterien". Gesucht sind Neugierige, die mit allen Sinnen die Natur erfahren wollen. Die Erklärstücke sind ganz überwiegend leicht verständlich und anschaulich, dito die kleinen Anweisungen, zum Beispiel die zum Feldermäuse-Beobachten: "Situation: an einem Seeufer, an einem späten, mückenreichen Abend im Sommer; Zubehör: eine Taschenlampe."

Es ist ganz reizend, wie enthusiastisch Soentgen seine Leser anhand eines Ein-Cent-Stücks für die Winzigkeit von Staubkörnern zu begeistern sucht. Wie klein ist klein? Und: Wie langweilig sind bitte Computerspiele?

Jens Soentgen: "Von den Sternen bis zum Tau". Hammer Verlag. 405 S., 24,90 Euro