Bei Carstensen, der Galerie der Woche, ist das Frühwerk Bernd Berners zu sehen

Galerie Carstensen. Willi Baumeister war einst überzeugt. Dem damals jungen Künstler Bernd Berner verhieß er eine "Zukunft mit Sicherheit". Seine künstlerischen Resultate, so Baumeister, sind einer "klaren Einsicht" sowie "naiven Kraft" zu verdanken. Hierzulande ist Berner (1930-2002) allerdings weniger bekannt, obwohl seine Wurzeln in Bergedorf liegen. Doch schon als junger Mann und ausgebildeter Lithograf verließ er Hamburg und begab sich in Stuttgart unter den Einfluss des großen (Bau-)Meister. Spuren dieser Lehrjahre erkennt man in seiner frühen Kunst, ebenso das kantige Figurenvokabular von Berners anderem Vorbild, Fernand Léger.

Baumeister wie Léger aber lässt er ab Mitte der 50er-Jahre schnell hinter sich. Der große Zug des Informel, des abstrakten Expressionismus, des Tachismus und der gestischen Malerei nimmt allmählich auch im Deutschland der Nachkriegszeit an Fahrt auf und Berner ist mit von der Partie. Bis Anfang der 60er-Jahre sucht er nach einer für ihn gültigen Bildformel, die er schließlich in "Flächenräumen" findet: rechteckige Farbflächen mit malerisch ausfransenden Seiten.

Die Galerie Carstensen erinnert mit gut 30 Arbeiten an diese Frühzeit Berners, an sein allmähliches Herantasten an die "Flächenräume" in den Jahren 1955 bis 1963. Dabei übt er sich weniger in gestisch expressiver Manier. Schritt für Schritt reduziert er stattdessen Figur zu Schrift und Textur, bis sich alles minimiert, verdichtet und als farbige Fläche aufscheint. Seine künstlerische Entwicklung mutet wie ein geordneter Rückzug ins Abstrakte an, hin und wieder an das Zeichenrepertoire eines Wols oder eines Cy Twombly erinnernd. Am vorläufigen Ende aber steht ein vage geometrischer Binnenraum aus verdichteter Farbmaterie, umgrenzt von einem nahezu leeren Außenraum. (wj)

Bernd Berner: Vor dem Flächenraum - Frühe Arbeiten: Ausstellung noch bis 23.12., Galerie Carstensen (S Stadthausbrücke), Brüderstraße 9, Mi-Fr 13.00-18.00, Sa 12.00-16.00, sowie nach Vereinbarung, Telefon 79 69 67 55; www.galerie-carstensen.de