Zum zweiten Mal gab Mick Hucknall mit Simply Red sein Abschiedskonzert in Hamburg

Hamburg. Die Color-Line-Arena heißt jetzt O2 World, sonst hat sich seit dem letzten Simply-Red-Auftritt eigentlich nichts geändert: Vom ersten Song an verabschiedet das Publikum die Schmuse-Band am Montagabend in der fast ausverkauften Halle mit Standing Ovations. Schon wieder. Nachdem Simply-Red-Oberhaupt Mick Hucknall bereits im Mai 2009 zur letzten Tour nach Stellingen geladen hatte, ist er anderthalb Jahre später wieder da, um dieselben Songs zu spielen. Abschied, im Sinne von "Farewell-Tour", oder doch eher "Junge, komm bald wieder?"

Das Publikum stört das nicht, es gönnt dem rot gelockten Musiker aus Manchester, mit der zweiten Auflage seiner Abschiedstour gleich noch das 25. Bandjubiläum zu feiern. 50 Millionen Platten hat er verkauft, die größten Hits werden auch dieses Mal präsentiert; ein Live-Best-Of, das Erinnerungen an persönliche Momente wachruft, die an Simply-Red-Hits gekoppelt sind: die Gregory-Isaacs-Nummer "Night Nurse" mit ihrem wippenden Reggae-Beat, der Unicef-Hit "Say You Love Me", die allererste Single "Money's Too Tight (To Mention)", oder das Stück "For Your Babies", bei dem Hucknall ein imaginäres Kind in den Armen wiegt. Er ist eben ein Meister der großen Gefühlsgeste. Diese sind zwar auf den Punkt und im Sinne der Show, ab und zu aber doch affektiert.

Bei "Stars" fallen auf den Monitoren zwischen und neben den riesigen roten Vorhängen Sterne herunter. In der restlichen Zeit sieht man größtenteils den charismatischen und routinierten Frontmann in gelöcherten Jeans, lila Hemd, grauer Weste und Sonnenbrille vor den überdimensionierten bunten Straßenlampen der Bühne und kann verfolgen, wie sich langsam der Schweiß in den Falten seiner Stirn bildet.

Der 50-Jährige macht noch immer eine gute Figur und verwöhnt das Publikum mit seiner unverkennbaren weißen Soul-Stimme. Doch für die Energie und den satten Sound der Songs sorgen vor allem Hucknalls sechs Musiker, von denen keiner in der ursprünglichen Besetzung spielte: allen voran die Bläser Ian Kirkham und Kevin Robinson.

Nach rund 70 Minuten White-Soul und romantischem Schmuserock ist Simply Red bei seiner schmissigen Dance-Hymne "Fairground" angelangt, sehr zur Freude der 12 000 Gäste, die vor der Zugabe noch einmal kräftig in die Hände klatschen. "Das letzte Mal in Hamburg" - wie Hucknall auf Deutsch erklärt. Doch die Fans freuen sich schon auf die nächste Show. Dann wird Simply Red aufgelöst sein und Hucknall solo auf Tour gehen. Aber macht das einen Unterschied?