Das Versteckspiel “Die Perle Anna“ hält Seitenspringer auf Trab

Hamburg. Fremdgehen ist kompliziert. Der Motor für Marc Camolettis reichlich platt, doch pointensicher fabrizierte Lustspielchen sind Verkehrsprobleme. In der Komödie "Die Perle Anna" sind es absichtlich verpasste Schnellzüge. Ehepaar und Putze Anna eilen zum Bahnhof, um heimlich zurückzukommen und mit der Flasche oder den Flirts ins Bett zu springen. Peinliche Zusammenstöße der neuen Paarungen verhindert das "nervende Suppenhuhn". Als Sittenpolizistin und Schnapsdrossel hat Anita Kupsch mit ihrem Schnodderwitz in der Komödie Winterhuder Fährhaus die Herzen und Lacher auf ihrer Seite.

Anna ist nicht nur gut zum Frühstückmachen, Waschen und Staubwedeln. Sie kittet mit Mutterwitz auch noch die Ehe des Schauspielerpaars Claudia (Adisat Semenitsch) und Bernhard (Christoph Schobesbeger). Sie verheimlicht ihm die Hauptrolle in einer Action-Serie, er seiner Angetrauten eine Internetliebelei mit Yasminka (Agnieszka Guzikowska). Die Russin rückt mit Riesenkoffer an, will ihren "Wau Wau Bernhard" kapern, ein Visum und Karriere durchs Bett machen. Claudia umgarnt Erkan, den Orkan, einen türkischen Ringkämpfer mit geübtem "Spaltgriff". Doch der stürmische Muskelprotz (Aykut Kayacik) erweist sich als laues Lüftchen.

Regisseur Marcus Ganser hält mit drei Türen, einer Schiebetür und reichlich Lichtschaltern in seiner schicken Mansarde das Versteckspiel der ungeschickten Seitenspringer mit allerlei Slapstick und Frivolitäten flott auf Trab. Den Ehebruch aber verhütet Anna, nicht ohne für ihr Schweigen kräftig abzukassieren. Sie behält sogar mit Wodka und reichlich Kognak intus noch den Überblick und ihre Schlagfertigkeit. Mit improvisierten Umleitungen bringt sie die Paare zusammen, die zusammengehören, erhält so den geregelten Verkehr. Und das Publikum feiert selig "seine" patente Kupsch.

Die Perle Anna: bis 16.1.2011, Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstraße 13, Karten T. 48 06 80 80