Ein Konzert von Deep Purple ohne “Smoke On The Water“ bleibt undenkbar

Hamburg. "Weißt du noch, damals?" Ein Satz, der am Sonnabend in der Sporthalle häufiger fiel, in der einen oder anderen Variation. Denn die Band Deep Purple trat zum gefühlt 68. Mal in Hamburg auf die Bühne. Die Herren um Sänger Ian Gillan wollten im 42. Jahr ihres Bestehens das Rock-Rad nicht neu erfinden. Brauchten sie auch nicht, dürften sie nicht einmal, wenn es nach den Fans geht. Die waren da, um die Rhythmen und Melodien einer vergangenen Jugend zu hören: "Highway Star", "Black Night" und - natürlich - "Smoke On The Water".

Sie wurden nicht enttäuscht. Don Airey haute auch an diesem Abend enthusiastisch in die Tasten seiner bis zum Anschlag verzerrten Hammond-Orgel, Ian Paice trommelte sich einen Wolf. Ian Gillan sang dazu mit Inbrunst, traf tatsächlich fast jeden Ton. Er wirkte aber kurzhaarig, in Jeans, weißem Hemd und Sneakers etwas deplatziert neben Roger Glover und Steve Morse, die, ganz Fleisch gewordenes Rockerklischee, ärmellos in die Saiten griffen.

Ein knapp zweistündiges Relikt aus früheren Zeiten wurde den 5500 Fans in der Sporthalle geboten. Große Posen, gnadenlos lange Soli aller Beteiligten und dramatische Spotlights auf die Musiker. Und das Warten auf den einen Song. Langsam muss den fünf ergrauten Rockern die ewig gleiche Leier um den Blödmann mit der Signalpistole, der das Casino von Montreux in Schutt und Asche legte, doch zum Hals heraushängen. Seit 38 Jahren gehört der Song zum Repertoire, seit fast ebenso langer Zeit ist er unumstößlicher Teil jedes Live-Auftritts der Band, egal, in welcher Besetzung sie gerade antritt.

Doch der unausgesprochene Pakt zwischen Besuchern und Musikern hält. Auf der einen Seite vier Herren im Rentenalter und Morse, der 56 Jahre alte Jungspund, auf der anderen Seite eine Halle voller angejahrter Rocker, verbunden im stillen Einverständnis: Die einen dürfen 90 Minuten lang spielen, was sie wollen, so lange die restliche Zeit den drei Songs gewidmet wird, auf die alle warten. Die anderen kommen dafür immer wieder, zu jedem Konzert.

Es hat etwas Tröstliches, wenn Band und Fans so gut aufeinander eingestellt sind. Und sollten sie doch irgendwann einander untreu werden, so liegt das zumindest nicht an der Werbung für die Konkurrenz: Die das Musikantenstadl anpreisenden Plakate, die überall in der Halle hingen, stießen auf höhnisches Gelächter, nicht auf ernsthaftes Interesse. So alt kann kein Rocker werden, dass er Deep Purple gegen Andy Borg eintauscht.