Die US-Band Lez Zeppelin covert ihr Vorbild gar nicht so schlecht

Fabrik. Es ist ernüchternd, manchmal geradezu deprimierend, sich zu vergegenwärtigen, welche Bands man für alle Zeiten verpasst hat, weil einem nicht die Gnade der frühen Geburt zuteil wurde. Die Doors, die Jimi Hendrix Experience, Deep Purple mit Ritchie Blackmore und natürlich Led Zeppelin: Alles Geschichte, alles dahin, das kommt nie wieder.

Aber halt, zumindest in Sachen Led Zeppelin gibt es ein dickes, in weiten Teilen langmähniges Trostpflaster. Lez Zeppelin, eine All-Girl-Coverband mit Verwechslungsgefahr-Namen, die am Donnerstag trotz des nicht gerade Coverband-typischen Eintrittspreises von sportlichen 25 Euro die Fabrik sehr ordentlich füllt. Und das aus gutem Grund, so viel ist schon nach den ersten drei Songs klar. Denn die zaubern dem in weiten Teilen männlichen Publikum - Haarfarbe grau, dominierendes Alter: 40 plus - erst ein seliges Lächeln aufs Gesicht und sorgen bald schon für Schreie der Begeisterung.

Es ist aber auch einfach fantastisch, Sängerin Shannon Conley, in knallenger Jeans und bauchfrei aufgeknöpfter Bluse, zu beobachten, wie sie in bester Robert-Plant-Manier die blonde Lockenpracht schüttelt und sich ohne Rücksicht auf Verluste in die Songs wirft. Überragend auch Gitarristin Steph Paynes (im langen Mantel mit Federboa-Applikationen), die jedes Jimmy-Page-Solo, jeden seiner typischen Fußkicks bis ins Mark verinnerlicht hat und bei "Dazed and Confused" natürlich wie ihr Vorbild die Gitarrensaiten mit dem Geigenbogen bearbeitet. Wer bisher daran zweifelte, wie begeistert die Mädels vom Sound ihrer Vorbilder sind, muss sich nur Schlagzeugerin Leesa Harrington-Squyres ansehen, die mit offenem Mund und glücklich glitzernden Augen auf ihre Felle einprügelt. Dass ihr bei einer Übernummer wie "Rock 'n' Roll" nicht der alles niederwalzende Druck eines John Bonham gelingt, ist da zu verschmerzen. Und dass Bassistin Megan Thomas sich dezent im Hintergrund hält, passt. John Paul Jones war auch kein Bühnenberserker.

Ansonsten bietet Lez Zeppelin ein Rundum-glücklich-Programm, spielt viele Songs des ersten Led-Zeppelin-Albums aus dem Jahr 1969, das die Amerikanerinnen gerade komplett neu eingespielt haben, aber natürlich auch unverzichtbare Gassenhauer. Also "Stairway To Heaven", "Black Dog" oder "Whole Lotta Love" - Griff in den Schritt bei der Zeile "Way, way down inside, I'm gonna give you my love, I'm gonna give you every inch of my love" inklusive. Und natürlich wird auch der Mikroständer noch ordentlich nach Art eines Robert Plant geschwungen.

Großer Jubel nach zwei wie auf der Überholspur vergangenen Konzertstunden, der erneut aufbrandet, als die Mädels hinterher an den Merchandise-Stand kommen und Autogramme schreiben. Dass Led Zeppelin eine Reunion, auf die viele Fans nach dem 2007er London-Konzert hofften, kategorisch ausschließt, ist plötzlich ein wenig leichter zu verschmerzen. Original oder Fälschung? Das spielt an diesem Abend einfach mal gar keine Rolle.