Am Ernst-Deutsch-Theater misslingt die “Schöne Überraschung“

Hamburg. Das Geschenk ist gut gemeint. Francis Winter verpackt ein ernstes Thema - den alltäglichen Rassismus - angestrengt in eine musikalische Komödie. Das misslingt dem Autor und Schauspieler mit "Schöne Überraschung" am Ernst-Deutsch-Theater. Er bemüht alle Klischees zwischen Schwarz und Weiß und schmückt sein Werk noch mit fremden Federn. Der Plot ähnelt auffallend Stanley Kramers Film "Guess Who's Coming to Dinner" von 1967. Das ist an der von Adelheid Müther bemüht lustig inszenierten Aufführung wirklich eine Überraschung. Und die einzige.

Mach aus dem schwarzen Mediziner (Sidney Poitier in einer der ersten Hollywood-Rollen) einen talentierten Pianisten. Mach aus den Eltern (Katherine Hepburn und Spencer Tracy) eine Benefiz-Organisatorin und einen Verlagsleiter. Und fertig ist das neue Stück - mit veränderten Dialogen und Personen. Wie das Leben ähnliche Geschichten schreibt, tun dies bekanntlich auch Dramatiker oder Filmemacher.

Remakes sollten zumindest gleich gut sein - wenn nicht noch besser. Und nicht wirken, wie an den Haaren herbeigezogen. Und aufgemotzt mit Ohrwürmern. Natürlich können Judy Winter und Joachim Bliese als Elternpaar Norma und George perfekt Komödie spielen. Als deren Tochter Susan sie mit dem schwarzen Freund Peter, dargestellt vom Autor, konfrontiert, ist es mit deren Toleranz vorbei. Wie Winters Norma hinter gequälter Höflichkeit um Fassung ringt, ist ein Kabinettstück an Charakterdarstellung, der auch Blieses aufbrausender George Paroli bietet. Beider Streit- und Gesangsszenen verleihen dem vorhersehbaren Lustspiel Glanzpunkte, die das Premierenpublikum lachend genießt - genau wie Joanne Bells Running Gags als Hausfaktotum. Dann lieber gleich ehrlich Komödie spielen als eine Mogelpackung mit falschem Anspruch schenken.

Schöne Überraschung: bis 8.1.2011, Ernst-Deutsch-Theater, Karten: T. 22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de