Eine Diskussion im Kultwerk West über die Zukunft des Schauspielhauses

Hamburg. Hamburg ist nicht stolz auf seine Kultur. Hamburg fragt immer nur, was sie kostet. Das mindert nicht nur das Image der Stadt, sondern auch die Lebensqualität und die Zukunftsaussichten. So belegen es neueste Gutachten, so ist auch die Erfahrung vieler Menschen in der Stadt, die im Kulturbereich arbeiten oder die sich für Kultur engagieren.

Am Donnerstagabend ging es im Kultwerk West, das zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen hatte, um den jüngsten Schaden, den der Senat im Kulturbereich angerichtet hatte: die Kürzungen beim Schauspielhaus, dessen Überleben immer schwieriger wird. Koproduktionen werden abgesagt, Gäste nicht mehr engagiert, der Spielplan wird ausgedünnt. Über die Fragen "Quo vadis Schauspielhaus?" und "Wie retten wir den kulturellen Ruf unserer Stadt?" diskutierten Schauspielhaus-Chef Jack Kurfess, der Leiter des Jungen Schauspielhauses, Klaus Schumacher, und Autor Till Briegleb. Nicht in allem war man sich einig, überein stimmte man darin, dass Theater ein Erfolgsmodell ist, dass man auf Kultur stolz sein sollte.

Für Heiterkeit im Publikum sorgte der Satz, die Tourismuszentrale habe die Kultur im Jahr 2010 zu ihrem Thema gemacht. Ja, mit Kultur schmückt man sich, nur kosten dürfe sie nach Meinung des Senats fast nichts. Aber warum? Und wie soll das gehen? "Banken und Länder werden gerettet", sagte Klaus Schumacher, "aber wer rettet uns?" Till Briegleb ergänzte: "Seit Jahren spielt Hamburg kulturell in der ersten Liga nicht mehr mit. Es wird kaum noch positiv über Kultur gesprochen. Die Stadt sollte nicht nur Prioritäten bei der Stadtbahn oder beim Polizeiorchester setzen." Dass die 600 000 Euro, die das Schauspielhaus in dieser Saison einsparen muss, und die 900 000 Euro Kürzungen in der nächsten Saison nicht zu Qualitätssteigerungen führen, dürfte auch Senatsmitgliedern einleuchten. Kurfess erklärte, man hätte ihm vorgeschlagen, die Eintrittspreise zu erhöhen, um 25 Prozent. Aber seinem politischen Auftrag, allen Menschen Theater zugängig zu machen, würde er damit wohl nicht gerecht. Wie es nun weitergeht? "Ich hoffe, sie finden einen fähigen Intendanten", sagte Kurfess. "Ich plane erst mal weiter. Ich habe ja nichts zu verlieren."