Les Reines Prochaines gastieren mit “Dings“ im Polittbüro

Polittbüro. Die vier Superfrauen kommen langsam, aber gewaltig. "Kapital und Ressourcen/ dieHälfte der Macht/ das gehört uns, das bekommen wir/ haben wir gedacht", singen Les Reines Prochaines, übersetzt "die künftigen Königinnen", auf ihrem aktuellen Album "Starke Kränze". Und weiter heißt es im Text: "Das ist vorbei, wir scheuen keinen Schmutz/ an Händen/ auf den Blusen keinen Fleck/ wir wollen regieren und jetzt vom Speck." Mit alpenbewegtem Wohlfühljodeln hat die Kunst der Schweizerinnen, man ahnt es bereits, wenig zu tun.

Michèle Fuchs, Fräzi Madörin, Muda Mathis und Sus Zwick lassen sich mal von Hieronymus Boschs Fabelwesen in einem Programm über Kunstraub zu großformatigen Sittenbildern inspirieren, oder sie stimmen Hymnen auf halbe Sachen an. Das Scheitern und die Revolte sind ihr Revier. Sie sind Meisterinnen der spitzen Zungen, keine Handtäschli-Diven. Von der Lektüre kampfeslustiger Dichter und Denker gestählt, verzapfen sie schräge Texte, die auch Männern Spaß bringen. Das gilt auch für ihr aktuelles Pogramm "Dings", das sie an diesem Freitag und Sonnabend im Polittbüro präsentieren.

Seit über 20 Jahren sind Les Reines Prochaines nun in Sachen Dadafeminismus unterwegs. Muda Mathis, Regina Florida Schmid und Teresa Alonso haben die Königinnen einst gegründet. Seither schwankt die Besetzung. Von 1988 bis 1994 gesellte sich als bis heute prominentestes Kurzzeit-Mitglied die Künstlerin Pipilotti Rist dazu. Nur die Mischung aus "Pop-Volkstum und Dadaismus" ist stets gleich geblieben.

Die Truppe liebt die derzeit wieder so populäre Blasmusik vom Balkan, bedient sich beherzt bei Ritualen des Katholizismus wie Prozessionen und Altären und rührt das Ganze mit allerlei Kirmes und Kitsch an. Das Quartett kokettiert stets mit seinem nicht nur instrumentalen Dilettantismus. Auch "Dings" verspricht ein Rummelplatz der Geschlechterkämpfe zu werden, diesmal als kriminal-philosophisches-cinemathografisches Singspiel.

Es geht um eine Leiche ohne Oberschenkel und ein Wurstbrot. Drei Verdächtige geraten in das Visier der ermittelnden Spürnasen von Les Reines Prochaines: eine verschwundene Witwe, ein verschwundener Gärtner und eine Köchin. Doch dafür taucht ja Dings auf. Wer oder was auch immer das ist.

In einem Mix aus Musik, Film und Performance hebt das Quartett den Kriminalplot auf die Bühne. Der dramaturgische Bogen ist bei diesem Genre bekanntermaßen vorgezeichnet. Auf einer Metaebene werden nebenbei die großen Fragen von Identität, Liebe oder Arbeit mitverhandelt. Und wenn sie nicht mehr weiterwissen? Dann bleibt ja immer noch Dings.

Les Reines Prochaines: Dings 26./27.11., 20.00, Polittbüro (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten 15,-/erm. 10,-, T. 45 28 05 54 67; www.polittbuero.de