Das K3-Zentrum für Choreografie auf Kampnagel präsentiert Studienarbeiten

Hamburg. Kopflose Vierbeiner staksen über die Bühne. Riesenkrabben oder Ungeheuer mit menschlichen Gliedern? Doch der verblüffte Zuschauer erliegt nur einem Trugschluss, erzeugt durch raffinierte optische Täuschung: Mithilfe von rechteckigen oder runden Spiegeln spalten die drei Tänzerinnen in der Performance "On Misunderstanding" ihre Körper und Gesichter, was komische, grotesk verzerrte Vexierbilder ergibt. In einem kurzen, rasanten Synchron-Tanz hatte das Trio noch Einigkeit vorgespiegelt. Nun geht jede ihren eigenen Weg, zerlegt Elín Hansdóttirs kantige Skulptur aus ineinander verkeilten Holzblöcken und fügt sie neu zusammen. So verschränken die Performerinnen Margrét Bjarnadóttir, Dani Brown und Saga Sigurdardóttir - jede eine ausgeprägte, präsente Bühnen-Persönlichkeit mit Sinn für Komik - auch ihre Körper mit den Spiegeln zu immer neuen Kombinationen, sie verstricken sich in missverständliche, prompt auch missverstandene Dialoge in diesem überraschenden, witzigen Spiel. Sie täuschen sich und den anderen. Sie philosophieren über Doppelgänger, Parallelexistenzen und Reinkarnation, lassen dabei ihre Körper über dem Fußboden schweben. Alles nur Spiegeltricks?

Die isländische Choreografin Margrét Bjarnadóttir mischt in ihrem intelligent effektvollen Stück über Sein und Schein bildende Kunst, Tanz und Text zu spielerischen Reflexionen über Körperbilder und Gedankenprojektionen, denen wir erliegen. Und führt sie (selbst)ironisch und humorvoll ad absurdum. "On Missunderstanding" - das zweite gelungene Stück in der Präsentationsreihe von Arbeiten der diesjährigen Residenzchoreografen im K3-Zentrum auf Kampnagel - fällt komödiantischer und spielerischer aus als "Tremor" von Sebastian Matthias. Doch entfalten beide Stücke Originalität und eine sehr eigene Faszination.

On Misunderstanding 26., 27.11., 20.30, P1 Kampnagelfabrik, T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de