Die vielseitige und umtriebige kanadische Sängerin und Bassistin Melissa Auf der Maur und Band kommen am 27. November ins Knust.

Früher stand sie im Schatten der Alphatiere Courtney Love und Billy Corgan. Bei Hole und den Smashing Pumpkins bediente Melissa Auf der Maur den Bass. Zierlich, rothaarig und von porzellanener Schönheit war sie ein Blickfang trotz der dominanten Band-Herrscher. Inzwischen ist sie selbst der Mittelpunkt ihrer eigenen Band, allerdings weniger exaltiert in ihrem Auftreten als Hole und Corgan. Zum Alphatier ist sie immer noch nicht mutiert, allerdings zu einer Künstlerpersönlichkeit, die genau weiß, was sie will und wohin sie will.

Vor fünf Jahren trennte sie sich vom Majorlabel Capitol/EMI Records und organisierte fortan ihre Angelegenheiten selbst. "Ich bin mein eigener Manager und meine eigene Sekretärin. Das Letzte, was ich gesucht habe, war ein Plattenlabel. Ich habe meine eigene unabhängige Firma für meine Multimedia-Angelegenheiten gegründet, die mir absolute kreative Freiheit sichert. Ich habe keine Lust mehr, mit Plattenbossen zu diskutieren, welcher Song als nächste Single erscheint", sagt sie.

Ein halbes Jahrzehnt hat es gebraucht, bis in diesem Jahr "Out Of Our Minds", ihr zweites Soloalbum, erschienen ist. Genauso wichtig wie die neuen Songs sind ihr jedoch ein 27 Minuten langer Film mit dem gleichen Titel und ein Comic, der den mythologischen Stoff des Films als "graphic novel" umsetzt. Tony Stone hat bei dem Film Regie geführt, Jack Forbes den Comic illustriert. Melissa Auf der Maur agiert darin als Schauspielerin, allerdings in einer stummen Rolle.

Der Film und das Video zu "Out Of Our Minds" wurzeln im Surrealen und nehmen den Zuschauer mit in eine Parallelwelt: In der einen schlagen Waldarbeiter Bäume, aus denen Blut rinnt, in der anderen streifen Wikinger Jahrhunderte früher durch diesen Wald und begegnen einer Zauberin (Auf der Maur), die das Herz eines sterbenden Kriegers herausschneidet.

"Ich glaube an ewige universelle Existenz", sagt die 1972 in Montreal, Quebec, geborene kanadische Musikerin (und Gelegenheits-Model). "Im Unterbewusstsein und in seinen Träumen hat man Zugang zu diesen Welten. In dem Film, den wir mit Tony Stone gemacht haben, ist das Blut die Verbindung zwischen diesen verschiedenen Zeitebenen." Und Blut fließt reichlich, wenn die Arbeiter die Bäume mit ihren Äxten und Sägen bearbeiten und umlegen. Das Motiv der Streitaxt, wie die Wikinger sie benutzen, wird bei den Holzfällern wieder aufgenommen.

So komplex und artifiziell die visuelle Kunst der aus Montreal stammenden Bassistin ist, so simpel klingt die Musik von Melissa Auf der Maur. "Out Of Our Minds" ist knüppelharter Rock mit Gästen wie Glenn Danzig und Mitgliedern von Nine Inch Nails und Helmet, die mit ihr die neuen Songs im Studio aufgenommen haben. Die Texte besitzen wie der Film einen Hang zur Mystik wie "Father's Grave" oder "Meet Me On The Dark Side".

Geändert hat sich auf der Bühne vor allem Auf der Maurs Rolle hin zu einer veritablen Sängerin. "Ich habe im vergangenen Jahr 180 Konzerte gespielt. Dadurch bin ich als Sängerin selbstbewusster und besser geworden", sagt sie. Bevor ihr Konzert am 27. November im Knust losgeht, wird Auf der Maur ihren Film zeigen und einen kleinen Einblick in ihre Gedankenwelten geben. "Es ist ein Meer aus Blut", sagt sie. Und lacht.

Melissa Auf der Maur, Troy von Balthazar Sa 27.11., 20.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 24,75 im Vorverkauf; www.xmadmx.com