Das Helms-Museum erinnert an das außergewöhnliche Lager im japanischen Bando

Hamburg. Dass sich Archäologie nicht nur mit Frühgeschichte, der Antike oder dem Mittelalter befasst, sondern auch mit sehr viel jüngerer Vergangenheit, zeigt seit heute das Archäologische Museum Hamburg, auch bekannt als Helms-Museum, mit einer wirklich spannenden Ausstellung: Unter dem Titel "Heimat Bando" zeigt die Schau mit Dokumenten und Fotos, wie sich der Hamburger Künstler Werner Schaarmann in Japan auf die Spuren eines Lagers begeben hat, in dem am Ende des Ersten Weltkriegs deutsche Kriegsgefangene interniert waren.

Im unheilvollen 20. Jahrhundert gab es zahllose Kriegsgefangenenlager, aber Bando war einmalig: Dank eines hochgebildeten japanischen Lagerkommandanten konnten sich die Gefangenen nicht nur relativ frei bewegen, sondern sich auch kulturell entfalten und mit ihren japanischen Nachbarn in einen fruchtbaren Austausch treten. Sie organisierten zum Beispiel eine Ausstellung mit Kunsthandwerk, die im März 1918 fast 51 000 japanische Besucher hatte. Am 1. Juni 1918 spielte das Lagerorchester die Neunte von Beethoven, was als Erstaufführung in die japanische Musikgeschichte einging.

Schaarmann hat den historischen Ort besucht, in Archiven geforscht und mit Zeitzeugen und deren Nachkommen gesprochen. Seine Ausstellung, in der er Objekte und historisches Bildmaterial seinen aktuellen Farbfotografien gegenüberstellt, macht die bis heute anhaltende kulturelle Nachwirkung des Lagers deutlich, das nur 32 Monate bestanden hat. Ein Gefangenenlager als Ort des kulturellen Austausches - ein vielleicht einmaliger Fall.

Heimat Bando Helms-Museum, Museumsplatz 2, bis 31.1.2011, Di-So 10.00-17.00