Die vierteilige Reportageserie “Frau Kuttner & Herr Kavka“ startet heute auf 3sat

Hamburg. Um es gleich vorwegzunehmen: Sarah Kuttner und Markus Kavka gehören eigentlich zu den Guten. Sie sind eloquent, selbstironisch und bei Interviews ganz offensichtlich nicht nur an sich selbst, sondern auch an ihren Gesprächspartnern interessiert. Insofern ein ideales Paar für eine Reportageserie, die zeigt, wie per Selbstversuch geschlechtstypische Stereotype aufgebrochen werden. Zwei gegen den Strich Gebürstete, die nicht in Klischeefallen tappen und sich gegenseitig voller Esprit die Bälle zuwerfen. Das passt - sollte man denken.

Doch schon die erste der insgesamt vier Folgen von "Frau Kuttner & Herr Kavka" zeigt: Gegen ein biederes Konzept, das ähnlich kontrovers ist wie ein Streichelzoo voller Zwergkaninchen, kommen auch diese beiden nicht an.

Was wird eigentlich von Frauen erwartet, und was von Männern? Was muss frau, was muss mann können? Und was nicht? Interessante Fragen, über die sich wunderbar streiten ließe. Weit gefehlt. Da geht Sarah Kuttner zum Boxtraining mit Ex-Weltmeisterin Ina Menzer, turnt ein wenig im Ring herum, ist ganz überwältigt von der eigenen Transpiration und lässt sich hinterher von Markus Kavka sagen "Das hat der liebe Gott nicht gewollt, dass sich Frauen gegenseitig die Fresse polieren." Aha. Kavka selbst zieht es zur Männlichkeitsprobe in die JVA. Eine Nacht wird er dort in der Einzelzelle verbringen, guckt aber so belämmert, als habe er mindestens zweimal lebenslänglich auf der Uhr. Ein paar Stunden sitzt er rum, liest, raucht, beschreibt seine aktuelle Befindlichkeit und ist froh, am Morgen wieder rauszudürfen. Erkenntnisgewinn: null.

Was Frau Kuttner anschließend bei einem Spinnenfreund erlebt, der mehr als 800 Tiere in Pflege hat, und wie Herr Kavka sich beim Tangotanzen anstellt, interessiert da schon nicht mehr. "Ich hatte höhere Erwartungen an mich selber", sagt Sarah Kuttner an einer Stelle. Da ist sie nicht allein.

Frau Kuttner & Herr Kavka heute 22.25, 3sat