Es geht um den Konflikt zwischen dem Westen und dem Islam, erzählt mit einem Sog, der den Roman zu einem Ereignis macht.

NDR Radiohaus. Viele hätten Thomas Lehr ("Nabokovs Katze") den Deutschen Buchpreis gewünscht, bekommen hat ihn dann Melinda Nadj Abonji. Lehrs Roman "September. Fata Morgana" ist freilich um nichts "schlechter" als das Buch der Schweizerin, es kommt eben immer auf die Kriterien an. Lehrs Prosa nimmt eine interessante Form an: Der Text, der die Perspektiven im Konflikt des Westens mit dem Islam kunstvoll spiegelt, fließt ohne Satzzeichen dahin, unterbrochen nur von Zeilensprüngen. Es ist wirklich der viel zitierte Sog, der sich dank dieser Erzählweise entfaltet. Die Schicksale der Figuren, sie leben in Amerika und im Irak, werden dadurch zu eindringlichen Typen der jeweiligen Welt, in der sie leben. Lehrs Roman ist anspruchsvoll und deswegen ein Ereignis.

Thomas Lehr: heute, 20.00, Foyer NDR Radiohaus (U Klosterstern), Rothenbaumchaussee 132. Eintritt 10/8/6,-