Das Projekthaus Hamburg ist die Galerie der Woche und stellt mannigfaltige Arbeiten des Duos Extraschrot aus

Ottensen. Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Dann noch mal schnell bis vier zählen, und vor der Tür steht jemand, den niemand mehr kennt: das Christkind. Wer ist das? Niemand weiß es. Denn heute gibt's den Weihnachtsmann, irgendein blödes Rentier oder wenigstens Kunst, die vor oder hinter der Tür steht.

Auch im Projekthaus Hamburg, wo das Berliner Künstler-Duo Extraschrot die Adventszeit mit Lichterketten und glitzerndem Strass auf Teichfolie einläutet. Dazu ertönt Bachs Suite No. 3, und alles könnte seinen friedlich-weihnachtlichen Gang nehmen. Tut's aber nicht, weil Kunst wehtun muss und sich der schöne Glanz in infernalisches Fegefeuer verwandelt.

Was da so hinter der Tür wie flackerndes Neonlicht aufpoppt und immer größer wird, ist die Bombe, genauer: ihr mächtiger Pilz in den Farben Rot, Gelb und Weiß. Weiter hinten ist sie ein zweites Mal da oder besser noch: nicht da gewesen. Aber jeder weiß, dass sie da ist, weil in der leuchtenden Skyline New Yorks, die da hängt, zwei Türme in die Höhe schießen, die doch eigentlich gar nicht mehr da sind.

Nun aber kommt die Bombe wirklich in Gestalt eines güldenen Phallus und gepriesen von den Hohepriestern aus dem Film "Planet der Affen": "Allmächtige und ewige Bombe, die du gekommen bist, uns den Himmel auf Erden zu bringen und unsere Dunkelheit zu erleuchten, o du Instrument Gottes, gib uns deinen Frieden." Aber was, wenn Bombe, Vernichtung und Katastrophen Wirklichkeit werden? Dann geht sie unter, die schöne neue Welt mit ihrer Freiheitsstatue und ihren Buildings, egal ob Empire oder Chrysler, und umrahmt von einer Ästhetik, der einst auch Stockhausen mit seinem Fauxpas anno 2001 erlag.

Na ja, nicht ganz, aber immerhin im Film. Denn hier hat die Berliner Künstlergruppe Extraschrot (Katharina Arndt und Gero Neumeister) Ausschnitte aus 18 Filmen zusammengetragen, in denen New York ersäuft, verbrennt oder an einer anderen Unappetitlichkeit zugrunde geht.

Erleichterung von so viel glitzernden Bombenterror gibt's auch, aber nur in Form anderer Bösartigkeiten: verlockend funkelnde Werbeschriften, künden von "Poverty - too fat" oder "Terrorism light". Und wir ahnen es schon: Das muss die Rache des Christkinds sein, das niemand mehr kennt.

Tröstend mag es sich aber anhören, wie auch Katharina Arndt und Gero Neumeister von Extraschrot mit ihrer Ausstellung sagen: "Von oben sieht alles kleiner aus."

Extraschrot - Von oben sieht alles kleiner aus Mi-Fr 16.00-19.00, Sa 13.00-16.00, nach Vereinbarung unter T. 511 34 26, Projekthaus (MetroBus 2), Bahrenfelder Straße 322; Infos im Internet: www.projektraum-hh.de , www.extraschrot.com