Die Produzentengalerie, die Galerie der Woche, zeigt Werke von Jonas Burgert

Neustadt. Hamburg hat ihn groß und bekannt gemacht. Damals, als ihn Anno 2005 Christoph Heinrich, Ex-Leiter der Galerie der Gegenwart, zur Ausstellung "Geschichtenerzähler" einlud. Und der Berliner Künstler Jonas Burgert, von einigen schon als der kommende Neo Rauch gefeiert, malte Geschichten.

Geschichten mit spektakulärem Großauftritt in Öl wie aus vergangenen Zeiten: Manierismen, surreale Welten, vereinsamte Personen, die in rätselhaftem Spiel begriffen waren. Das ruinöse, gelegentlich auf den Kopf gestellte Ambiente aus dem unendlichen Fundus älterer Kunstgeschichte lieferte in seinen Bildern die ideale Bühne für den Auftritt seiner Chimären und verlorenen Existenzen, seinen wie in Trance agierenden Menschen.

Jonas Burgert weiß noch immer mit dieser Mischung aus traditioneller Malerei und dem stummen Schrei von Mensch und Kreatur zu verzaubern. In der Produzentengalerie ist er zurzeit mit neuen Kostproben seiner enigmatischen Malerei vertreten.

Gedanken an Goya stellen sich ein. Nur ist es nicht der Schlaf der Vernunft, sondern der Schlaf der Kunst, aus dem Burgerts Personal wie Traumatisierte allmählich erwacht. Mit sich tragen sie Erinnerungen, Trophäen oder Bruchstücke aus einer Zeit, als die Welt noch verzaubert und voller Farbe war. Ein bunter Primaten-Schädel sitzt wie eine übermächtige Krone auf dem Haupt eines Jungen. Menschen mit Vogelmasken versammeln sich liegend um ein Loch im Boden. Wie ein Schwarzes Loch saugt es alle Farben in sich auf. Aus der desaströsen Tiefe eines hohen Schachtes entkommen Vater und Sohn, die mit sich eine bunte, leicht wirre Vogelscheuche auf einem Totem tragen.

Das Spiel ist aus, aber eben nicht vorbei. Denn die alte Welt, ob archaisch oder imaginär, die hier zusammengefallen ist, ist Bedingung für Burgerts Malerei. Sie lebt von der schaurigen Lust am Scheitern, zehrt von der Verwüstung ihrer Räume und Landschaft, in der die schönen Leiber samt ihren bunten Fetzen wie stumme Überlebende Fragen an ihre Existenz stellen. Ein wärmendes Lagerfeuer in Öl auf Leinwand, das in der Nacht die Flammen vergangener Schönheit auflodern lässt.

Jonas Burgert bis 30.10., Di-Fr 11.00, 15.00-19.00, Sa 11.00-15.00, Produzentengalerie (S Stadthausbrücke), Admiralitätstraße 71, T. 37 82 32; www.produzentengalerie.com , http://jonasburgert.net