Tricky ist der Pionier des Bristol Sound. Heute kommt er mit dem Album “Mixed Race“ ins Docks

Docks. Nicht immer hat Tricky bei seinen Live-Auftritten Stil bewiesen, mal kam er nur kurz, mal bekamen seine Anhänger nur die Rückseite zu Gesicht. Mal sagte er kurzfristig ab. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Adrian Thaws derzeit seine Dämonen am engen Zügel hält. Der Poet der gehobenen Verzweiflung gibt sich nach Jahren der Bühnenabstinenz mal wieder in Hamburg die Ehre.

Mit "Mixed Race" hat er in diesem Jahr ein erstaunlich inspiriertes Album vorgelegt. Auch schon auf dem Vorgänger "Knowle West Boy" hat er seinen zuletzt in kruden Kunstpop abdriftenden Flüster-Rap zu neuen Dub-Höhen geführt und sich in seinen Texten ausführlich über seine desaströse Kindheit und Jugend ausgelassen.

Der Brite gilt seit seinem Erfolgsdebüt "Maxinquaye" und einer frühen Kollaboration mit dem Künstlerkollektiv The Wild Bunch, aus dem später Massive Attack hervorging, als Pionier des Bristol Sound. Musikjournalisten tauften ihn aufgrund der schläfrigen elektronischen Rhythmen in das viel geschmähte Trip-Hop um. Seither balanciert Tricky auf dem schmalen Grad zwischen Genie und Enfant terrible. Zuletzt war zu lesen, dass der Ex-Knacki und Ex-Dealer der Samantha Cameron, Ehefrau des britischen Premiers, in einer Spelunke das Billardspielen näher gebracht haben soll. Dank exzessiven Marihuanakonsums kann sich Tricky daran nicht erinnern, ein Skandal ist also nicht zu befürchten.

Die wunderbar austarierten Songs auf "Mixed Race" zeugen erneut von einer quälenden Suche nach Katharsis. In dem überragenden "Ghetto Stars" kreuzt eine Rockgitarre die Elektro-Klangwolke. In "Hakim" peppt Tricky seine plätschernden Harmonien mit arabischen Harmonien und dem Gesang von Hakim Hamadouche auf. Höchste Zeit, dass er uns wie heute wieder seinen Rücken zuwendet.

Tricky heute, 21.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Karten ab 22,70 im Vvk; www.trickysite.com