Der Netz-Navigator führt heute zum Musiksender ohne Dating-Shows

World Wide Web. Die Älteren werden sich erinnern: Musikfernsehen hieß in eisgrauer Vorzeit so, weil dort den ganzen Tag Musik lief. Musikvideos, durchbrochen von Werbung, zwischendurch vielleicht einmal eine mehr oder minder humorige Show, in der es aber auch überwiegend um Musik ging. Ob man mit der Auswahl immer einverstanden war, steht auf einem anderen Blatt. Aber man konnte sich ziemlich sicher sein, dass irgendein Videoclip lief, egal, wann man die Glotze einschaltete. Heute hingegen zeigt MTV mit Vorliebe von Hormonschüben verwirrte Jugendliche beim Balzen oder ähnliche Merkwürdigkeiten. Mit Musikfernsehen hat das so viel zu tun wie Lady Gaga mit unauffälligem Verhalten oder Amy Winehouse mit Abstinenz.

Einen Schritt zurück in die richtige Richtung - und gleichzeitig einen großen Satz nach vorn - macht Putpat.tv. Die Webseite verfolgt einen einzigen Zweck: personalisierbares Musikfernsehen. Neben mehreren Spartensendern von Charts über Jazz bis Rock ist es besonders der persönliche Kanal, der Putpat auszeichnet.

Der lässt sich sehr genau auf die eigenen Vorlieben einstellen. Fünf Regler hat der Nutzer nach der kostenlosen Registrierung zur Verfügung: Jeder lässt sich mit einem Genre, einem Künstler oder einer Stimmung belegen und auf einen Prozentsatz einstellen. Und hat sich trotz der Vorgaben "melancholisch" und "Alternative Rock" ein Song wie Keshas "Tik Tok" in die Wiedergabeliste verirrt, kann man ihn mittels eines einfachen Knopfdrucks in den digitalen Orkus verbannen. Wer einen Künstler serviert bekommt, den er nicht kennt, findet mit einem Klick eine Bandbiografie und andere informative Nützlichkeiten.

Für so viel Service nimmt man auch den einen oder anderen Werbefilm in Kauf. Von irgendetwas müssen die Programmierer schließlich leben. Noch stockt es manchmal hier und da, aber wenn die Nutzerzahlen weiter steigen, können sich die Macher aus Köln schon bald neue Server leisten. Dann verschwinden auch die Pausen zwischen den Clips, die momentan manchmal zu musiklosen Minuten führen.

Wer weiß, vielleicht finden sich ja die Buggles im Andenken an den Clip, der 1981 zum Sendestart auf MTV lief, noch einmal zusammen und produzieren eine neue Version von "Video Killed The Radio Star": "The Internet Killed The Music TV".

Alles voller Musikvideos: www.putpat.tv