Abendblatt-Krimiedition, Band 11: Wolf Sernos historischer Roman “Tod im Apothekenhaus“

Hamburg. Für den wackeren Apotheker Teodorus Rapp soll sich im Hamburg des Jahres 1716 bewahrheiten, dass eine Apotheke Quelle des Lebens und des Todes sein kann. Bestsellerautor Wolf Serno erzählt davon in seinem historischen Kriminalroman "Tod im Apothekenhaus" fabulierlustig und kenntnisreich.

Er entführt den Leser in das pralle Leben der Hansestadt jener Zeit - und in das Reich der Rappschen Apotheke in der Deichstraße. Ein Abendblatt-Artikel machte Serno auf wertvolle Naturalien-Sammlungen aufmerksam - und inspirierte ihn zu der Story.

Rapps Schatz von exotischen Kuriosa mit Amphibien und Korallen, seltenen Pflanzen und fremdländischen Tieren weckt die Begehrlichkeiten eines hohen Herrn. Mit der Einladung zu einer Soiree im Palais von Berendt Lüttkopp in der Großen Johannistraße beginnt Rapps Kampf um die Sammlung. Auf dem Heimweg wird der Apotheker überfallen und niedergeschlagen. Nach dem Erwachen glaubt er, zwei der Schläger getötet zu haben - Rapp soll Opfer einer Intrige werden.

Zu seiner Verblüffung steht er später in der Apotheke scheinbar sich selbst gegenüber. "Was er sah, gab es nicht. War das ein Spuk? Ein Traum? Ein Hirngespinst?" Doch sein Doppelgänger erweist sich als äußerst lebendig und gefährlich. Rapp sieht nur einen Ausweg: List mit List zu vergelten. Und so verdingt er sich bei dem falschen Apotheker als Gehilfe.

Für das Katz- und Maus-Spiel bedient sich Wolf Serno des in der romantischen Literatur beliebten, von E. T. A. Hoffmann ("Die Elixiere des Teufels") oder Adalbert von Chamisso ("Peter Schlehmil") benützten Doppelgänger-Motivs. Parallelen zu Dostojewskis Erzählung "Der Doppelgänger" oder Hans Christian Andersens schwarzem Märchen "Der Schatten" sind unübersehbar, nur - und so viel sei dem Leser schon verraten - verläuft der Kampf im Apothekenhaus unter umgekehrten Vorzeichen: Zug um Zug gewinnt der seiner Identität beraubte Rapp die Oberhand.

Wolf Serno, Jahrgang 1944, mischt in seinen Romanen Fakten und Fiktion im Verhältnis von 40 zu 60 Prozent. Seine Bücher zeugen von der Liebe zum Meer, zur Seefahrt und zur Medizingeschichte. Seit 1997 ist der frühere Werber als Schriftsteller tätig, veröffentlichte 2002 seinen ersten historischen Kriminalroman, "Die Hitzekammer". Im Jahr darauf erschien dann "Tod im Apothekenhaus".

Der Autor legt scheinbar getrennt verlaufende Handlungsfäden aus, so unübersichtlich wie das verwinkelte alte Gängeviertel. Doch dann führt er die Stränge geschickt zusammen.

Und am Ende entdeckt Rapp, dieser einsame Pillendreher, eine neue Welt. Er lernt Plattdeutsch sprechen, neue Freunde und die Liebe kennen. Für Teodorus Rapp wird die Apotheke zur Quelle seines zweiten Lebens.