Hamburg. Es war ein vielstimmiges, erschütterndes, verzweifeltes Klagen, das Krzysztof Urbanski dem NDR-Sinfonieorchester entlockte. Nur achteinhalb Minuten dauert Krzysztof Pendereckis Stück "Threnos - den Opfern von Hiroshima" für 52 Streichinstrumente, aber es enthält alle Hoffnungslosigkeit der Welt angesichts des ersten Atombombenabwurfs über einer bewohnten Stadt. Urbanski, der junge polnische Shootingstar, dirigiert auswendig, präzise und ausdrucksstark; er findet suggestive Gesten, die die unerhörten Klänge Pendereckis beschwören. Die Musik trifft ins Herz.

Sehr besonders auch, wie er und Rafal Blechacz Chopins Klavierkonzert e-Moll interpretierten: das Orchester weit zurückgenommen und eher auf der Suche nach den poetischen Linien als nach markigen Kontrapunkten zum Solisten. Und ein Klavierpart, der absolut exakt durchgespielt wurde, virtuos, transparent, Ton für Ton modelliert. Bei aller Begeisterung, die Blechacz im Publikum weckte, das ihm dann auch zwei Zugaben abforderte: Dieser Chopin war bar jeder Romantik; die vielen Themen standen oft unvermittelt nebeneinander, als würden die Brüche gesucht statt des Verbindenden. So blieb über weite Strecken der Eindruck einer brillant absolvierten Klavierübung in wenig differenzierter Dynamik, die den Seelenkern des Werks nur in einigen raren Momenten touchierte.

Zum Schluss dann Strawinskys dritte Konzertsuite aus seinem Ballett "Der Feuervogel". Urbanski und die NDR-Sinfoniker schwelgten in dem feinen Gewebe aus russischen Melodien und verstörenden Finessen, mit denen Strawinsky sie aufbricht und in Szene setzt. Sehr ordentlich gespielt, aber vom Dirigat her um einiges davon entfernt, die Klangexperimente des Komponisten so zu präsentieren, dass sie als Beginn eines revolutionären Aufbruchs ins Ohr gedrungen wären.

Das Konzert des NDR-Sinfonieorchesters wird diesen Sonntag wiederholt: Laeiszhalle, 15 Uhr