Bilder des Supermodel-Fotografs Peter Lindbergh in einer Werkschau

"On Street" heißt die Ausstellung, die derzeit im ehemaligen Postfuhramt in der Oranienburger Straße in Berlin zu sehen und bei Schirmer/Mosel als Ausstellungskatalog erschienen ist: eine Werkschau Peter Lindberghs. Der im Ruhrgebiet aufgewachsene Künstler hat stets nur schöne Menschen vor der Linse gehabt. Und ist trotzdem dem eigenen Empfinden nach kein gewöhnlicher Modefotograf, der einfach makellose Gesichter und Körper ablichtet. In New York hat er einfach mal Annie Morton in Straßenszenen fotografiert: "Flüchtig" nennt man das abgedroschen, was da auf Zelluloid gebannt wird. Die oft in Schwarz-Weiß aufgenommenen Bilder Lindberghs haben eine dunkle und vergangene Anmutung, egal ob sein Motiv Nina Burri oder Berlin ist. Ein Kunstwerk sind die Straßenbeschmierer vor den Warner-Bros.-Studios: Wenn Schönheit für den Weltfrieden kämpft, dann ist flatterndes blondes Haar gleich doppelt aufsehenerregend. Zauberhaftes Hippie-Mädchen reloaded, wunderbar.

Lindbergh hat viele Frauen ins Bild gesetzt, unter anderem ein Fotomodel namens "Mathilde" in Paris: Wir schreiben das Jahr 1989, und während die Schöne barbusig auf dem Eiffelturm posiert, bricht im Osten eine Welt zusammen. Und eine neue entsteht. Lindberghs Wendebilder zeigen noch das alte Berlin. Interessanterweise sind auch die 20 Jahre später entstandenen Aufnahmen Berlins von einer matten Hässlichkeit.

Er möge lieber einen schönen Mund als Busen und Beine, hat Lindbergh, Jahrgang 1944, mal gesagt: diesen Mund besonders dann, wenn "er interessante und sensible Dinge sagen kann". In diesem Band sind die hübschen Gesichter interessanter Frauen versammelt, Lindbergh hat sie stets mit Kalkül fotografiert.

Peter Lindbergh: On Street. Schirmer/ Mosel. 216 S., 29,80 Euro