Götz von Berlichingen im Schauspielhaus

Regisseur Dusan David Parizek sucht in seiner Arbeit am Schauspielhaus den großen historischen Bogen. Er hat in Kleists "Hermannsschlacht" von einer Politik erzählt, die bis in die kleinsten zwischenmenschlichen Bereiche dringt und einen Krieg billigend in Kauf nimmt, in Schillers "Kabale und Liebe" eine Politik geschildert, die auf ein junges Paar einwirkt, das autonom leben möchte, und in "Dantons Tod" mit Büchner über die Möglichkeit einer Revolution nachgedacht.

Nun geht er einen Schritt weiter. In seiner Inszenierung von Goethes "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand", die am 18. November Premiere feiert, befasst er sich mit der jüngeren deutschen Geschichte. Ritter Götz, der gegen den Bischof von Bamberg aufbegehrt, wird darin als eine Art Widergänger eines Nachkriegspolitikers à la Franz-Josef Strauß gezeichnet. Weislingen, mal Verbündeter, mal Gegenspieler, zeigt Facetten eines opportunistischen liberalen Politikers, der einst das große Gegenmodell anbieten wollte.

"Es geht mir darum, ein Gesellschaftsspektrum an Figuren zu zeigen", sagt Dusan David Parizek. "Es gibt kein allgemeingültiges Modell mehr, das uns mit einem Arsenal an Gebrauchsanleitungen versieht. Die eine Wahrheit existiert nicht mehr." Die Aufführung reduziert das Personal auf neun Figuren und stellt einen Gegensatz zwischen einer alten Wertewelt und einer "Neuen Welt" her. Mit dem Mythos von Götz als idealistischem Freiheitskämpfer will sie weitgehend aufräumen. Der Ritter Götz, hier ist er ein alkoholkranker Krimineller.

Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand Premiere Do 18.11., 20.00, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten 14,50 bis 62,50, T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de