Persiehl & Heine, die Galerie der Woche, zeigt Fotografien aus Indien vom japanischen Bildkünstler Kenro Izu

Persiehl & Heine. Knipsen heißt die schnelle, Fotografieren die etwas aufwendigere Methode, um ein Bild mit der Kamera zu erzeugen. Kenro Izu pflegt weder das eine noch das andere. Wenn der in New York lebende Fotograf die Kontinente aufsucht, um heilige oder geheiligte Orte, Pilger oder Tempelwächter abzulichten, wird das bloße Fotografieren zur Nebensache. Izu meditiert mit seiner Kamera, wartet, stoisch, oft tage- und nächtelang, fühlt mit, gibt sich ganz dem Ort hin, nimmt sich Zeit für den langen, sehr langen Moment, in dem sich seine über 100 Kilogramm schwere Großbildkamera für Sekunden bis Minuten langsam dem Geschehen öffnet.

Wenn der Gipfel eines heiligen Berges frei von Wolken wird, wenn sich die hauchzarte Silhouette des Tadsch Mahals im hellen Grau des Himmels abzeichnet, wenn ein Mönch sein Abbild in stillem Verharren der Kamera mitteilt. Man könnte Kenro Izu mit einem Bergsteiger vergleichen, der Natur nicht bezwingen will, sondern sich ihr demütig hingibt. Izu hat keine Filme bei sich, nur einen begrenzten Vorrat an Platten, die ausreichen müssen, um am Ende seiner Exkursionen mit Bildern zurückzukehren. Bilder, die dank des klassischen Platindruckverfahrens eine ungeheure Detailvielfalt offenbaren.

Latent erinnern die im fein nuancierten Grauspektrum angesiedelten Bilder an Fotografien aus dem 19. Jahrhundert. Ihre Bildecken tendieren zur Unschärfe, ihre Atmosphäre ist trotz aller Heiligkeit der Motive von irdischer Diesseitigkeit geprägt. Es waren Steine - naheliegend für einen Japaner -, die Izu, Jahrgang 1951, vor mehr als 30 Jahren veranlassten, die heiligen Orte überall auf der Welt aufzusuchen. Tempel, Pyramiden, Stelen, kleine Steintürme oder auch gewaltige Felsen halten ihn seither in ihrem Bann.

Hinzugekommen ist Izus Faszination und Leidenschaft für die Menschen, die diese Orte aufsuchen, einfache Pilger, aber auch Größen wie den Dalai Lama. Über zwei Stunden gewährte der Dalai Lama Izu eine Audienz. Aber auch den weniger prominenten Menschen gilt Izus Aufmerksamkeit. In Kambodscha unterstützt er Kinderkrankenhäuser, und in seinen Bildern stecken seine Erinnerungen an die Menschen im Bilde. Izus neue Werkgruppe "Sacred India" inklusive seines Porträts des Dalai Lama zeigt die Galerie Persiehl & Heine.

Kenro Izu - Sacred India: Fotografien, bis 12.1.11, Persiehl & Heine, Bergstraße 11, Di-Fr 11.00-18.00, Sa 11.00-16.00; www.persiehl-heine.de