Die zusammengelegten Konzerte von Steve Wynn und Giant Sand versprechen heute ein feines Americana-Doppel im Uebel & Gefährlich

Uebel & Gefährlich. Im großartigen Roadmovie-Klassiker "Fluchtpunkt San Francisco" (1971) verirrt sich ein mit Drogen vollgepumpter Highway-Raser auf der Flucht vor der Polizei in der Wüste und trifft auf einen alten Einsiedler, der ihn zu einer abgelegenen Hippie-Kommune führt. Die vertreibt sich die Tage mit improvisierten Konzerten auf einer wackeligen Bühne.

Auf dieser Bühne könnten auch Musiker von heute stehen. Josh Homme von den Queens Of The Stone Age zum Beispiel, der im Laufe der Jahre immer wieder befreundete Musiker zu "Desert Sessions" ins kalifornische Städtchen Palm Desert einlud. Brant Bjork schaute ebenso gern vorbei wie Mark Lanegan oder PJ Harvey.

Vor allem PJ Harvey, britische Sängerin und Songschreiberin, hegt eine Leidenschaft für unverbindliches gemeinsames Musizieren in der Wüste, zum Beispiel bei Howe Gelbs Projekt Giant Sand in Tucson, Arizona. Seit 1985 hat Howe Gelb mit Giant Sand knapp 25 Alben herausgebracht, die sich nur grob unter der windzerfetzten Fahne von Roots-Rock, Folk und (Alternative-)Country sammeln lassen. Zu vielseitig sind die Inspirationen und Einflüsse, die Gelb in Liedform bringt. Der vage Oberbegriff "Americana" trifft es wohl am besten.

Oder schlicht und einfach: Freiheit. Diese Freiheit genossen neben PJ Harvey unter anderen auch Chris Cacavas, Neko Case, Vic Chesnutt, Isobel Campbell und Steve Wynn. Sie kamen und gingen, Giant Sand bestand weiter. Nur dass die Rhythmusabteilung der Band, bestehend aus den Multi-Instrumentalisten Joey Burns und John Convertino, mit der weltweit enorm angesagten Tex-Mex-Truppe Calexico noch erfolgreicher ihr eigenes Ding in Tucson drehte, sorgte bei Gelb für Unmut. Er fühlte sein Wasser abgegraben.

Zurück zum Prinzip der Hippie-Kommune. In der kalifornischen Stadt Davis, heute Öko- und Radfahrer-Mekka, stieg Howe Gelbs Gastmusiker Steve Wynn Ende der 70er bei The Suspects ein, der Keimzelle für Wynns spätere Pionierband des Alternative-Rocks, Dream Syndicate.

Große Erfolge gab es nicht zu feiern, aber als Solo-Künstler erwarb sich der jetzige Wahl-New-Yorker Wynn von 1990 an höchste Meriten von Kritikern und befreundeten Musikern wie R.E.M.s Peter Buck, der 1992 bei Wynns zweitem Album, "Dazzling Display", aushalf. Auch Wynns stilistische Vielfalt, Nebenprojekte und Gastauftritte sind heute kaum noch zu überschauen. Verschlungene Americana-Pfade sind es, die zu manchem Zufall führen.

So sollte Steve Wynn heute eigentlich im Knust spielen - und Kumpel Howe Gelb mit Giant Sand gleichzeitig auf der gegenüber liegenden Straßenseite im Uebel & Gefährlich. Die Schnittmenge der Fans hätte beiden Künstlern das Wasser abgegraben, und so spielt heute im Uebel & Gefährlich zusammen, was zusammengehört: Steve Wynn zieht aus dem Knust zu Giant Sand in den Bunker. Und alles wird gut.

Giant Sand, Steve Wynn Di 16.11., 20.30, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 24,-; www.howegelb.com , www.stevewynn.net