Hamburg. Seit über 35 Jahren beschäftigt sich Thomas Hampson mit dem Schaffen von Gustav Mahler. Wie nahe ihm dessen Musiksprache ist, demonstrierte der Bariton - in dieser Saison Residenzkünstler der Elbphilharmonie Konzerte - beim umjubelten Auftritt in der Laeiszhalle. Gemeinsam mit dem hellwachen und feinfühligen Pianisten Wolfram Rieger unternahm der Sänger einen Streifzug durch Mahlers Liedschaffen mit seinen ganz unterschiedlichen Ausdruckswelten.

Da waren etwa zu Beginn einige volkstümlich gehaltene Stücke zum Thema Liebe, deren bodenständige Derbheit Hampson durch grelle Vokalfärbungen betonte - und danach, als denkbar starker Kontrast, die bewegenden "Kindertotenlieder", die der Bariton mit einem ganz anderen, dunklen und gedeckten Ton grundierte.

Von der Todesklage führte die zweite Hälfte mit den "Liedern eines fahrenden Gesellen" mitten hinein in den romantischen Liebesschmerz und zum dramatischen Höhepunkt des Konzerts - bevor sich der dichte Spannungsbogen mit den Rückert-Liedern allmählich löste. Hampson präsentierte sich, abgesehen von minimalen Problemchen im Falsett, in bestechender Form und betörte die Hörer mit großer Intensität, balsamischem Timbre und einem tiefen Verständnis für Mahlers Musik: Sie ist ihm spürbar eine Herzensangelegenheit. Ein großer Abend, gewiss ein Höhepunkt des Mahler-Jahres.