Im Theater Kontraste lässt ein tolles Komödianten-Trio die Hosen runter

Hamburg. "Stille Nacht" auf dem stillen Örtchen? Dem Kaufhaus-Chef und zwei seiner Angestellten bleibt nichts anderes übrig. Sie sitzen über die Feiertage fest im Männerklo. Bei Jan Ericsons Groteske "Herren" im Theater Kontraste der Winterhuder Komödie geht es jedoch alles andere als leise zu. Die Männer beginnen nach bewährtem Muster der schwarzen Mrozek-Farce "Auf hoher See" ihre Hahnen- und Überlebenskämpfe auszutragen.

Doch auf der Toilette geht's zunächst ziviler zu. Geschäftsführer Karl-Heinz (Harald Weiler) markiert auch zwischen Waschbecken und Pissoirs den Häuptling, funktioniert die Lokus-Kabine zum Büro um und schurigelt die anderen mit Verordnungen. Doch Stefan aus der Sportabteilung (Christian T. Braun) und Lagerarbeiter Reinhard (Frank Thomé) nutzen die Gelegenheit, sich näher kennenzulernen und alte Rechnungen aufzumachen. Zumal der geschiedene Reinhard Heiligabend immer alleine herumhockt. Zweideutig meint er: "Ist doch lustiger so." Denn seine Versetzung aus der Spielwarenabteilung ins Warenlager hat er nie verwunden und will endlich wissen, wie das wirklich gelaufen ist.

Mit weiblichem Scharfblick für Männermacken inszeniert Meike Harten die Zwangsgemeinschaft. Die Typen sind haarscharf getroffen, der Slapstick präzise ausgeführt und superkomisch. Ein Vergnügen für Schauspieler wie Zuschauer. Zuerst teilen die drei sich Wurst und Wodka zum Weihnachtsmahl. Doch bald schlittert die falsche "White Christmas"-Harmonie in körperliche oder aggressive verbale Ausrutscher - gefördert von dem gekippten Schnaps, reichlich verschütteter Seifenlotion und demütigenden Pfänderspiel. Beim "Schinkenklopfen" halten sich die Untergebenen schadlos und versohlen kräftig den Brötchengeber.

Eva Humburg kopiert im zwar duftneutralen, doch bis ins Detail realistischen Bühnenbild die Herren-Toilette in der Komödie. Verfliesung, Handtuch-Spender, sogar die Türgriffe stimmen. Nur den Kondom-Automaten und die erfundenen Symbole für Stehen/Sitzen hat sie frech ergänzt. Männer nehmen sich bekanntlich ihre Pinkel-Freiheiten.

Das zuweilen im Doppelsinn tolle Spieler-Trio bleibt sich und den Zuschauern beim Clinch im hautnahen Kontakt nichts schuldig. In der Notsituation lassen die Kerle am Rande der Nervenkrise und der Kloschüsseln seelisch wie auch buchstäblich die Hosen herunter. Harald Wieler agiert mit vor Wichtigkeit erigiertem Zeigefinger. Die Charakterstudie eines Mannes im Erfolgszwang. Rebellisch und handfest verfolgt Frank Thomé seinen sinistren Plan, während Sportsfreund Christian T. Braun geschmeidig trainiert zwischen den Gegnern laviert. Ein wahres Weihnachtsfest der Komödiantik mit satirisch bitteren Untertönen.

Herren bis 12.2.2011, Theater Kontraste in der Komödie Winterhuder Fährhaus, Karten: T. 480 680 80; www.theater-kontraste.de