Das Programm “Bridging the Gap“ des Israel-Museums bringt jüdische und arabische Kinder zusammen. Eine Dialogreihe in Hamburg hilft dabei

Hamburg. "Es gibt mehr Dinge, die uns gemeinsam sind als solche, die uns trennen", sagt Chasan aus Ost-Jerusalem. Der Junge ist eines von 90 Kindern, die jährlich am jüdisch-arabischen Kunstprogramm "Bridging the Gap" des Israel-Museums in Jerusalem teilnehmen. In mehrstündigen Workshops treffen sich die Kinder und Jugendlichen mindestens 28-mal pro Jahr, um sich kennenzulernen und gemeinsam an einem Kunstprojekt zu arbeiten. Ein Friedensprojekt, das einzigartig ist und das weit in Familien- und Freundeskreise ausstrahlt, in Schulen und Gemeinden.

Das Israel-Museum zählt zu den zehn bedeutendsten Museen weltweit. Es ist das Nationalmuseum Israels, besitzt die ältesten Handschriften der Bibel, die berühmten Qumran-Rollen, zeigt moderne Kunst, aber es präsentiert auch ein paar Tausend Jahre Kulturgeschichte der Region, darunter jüdische, islamische, ägyptische und afrikanische Artefakte. Der legendäre Bürgermeister Jerusalems, Teddy Kollek, hatte die Idee zu dem Museum, das 1965 eröffnet und in diesem Jahr erweitert wurde. "Vom Hügel, auf dem es steht, hat man einen Blick in die gesamte Region und man sieht, dass sie eigentlich kulturell zusammengehört", sagt Sonja Lahnstein-Kandel, die Vorsitzende im "Verein zur Förderung des Israel-Museums" ist. Gegründet wurde der Verein vor 20 Jahren vom ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Erich Marx, Juergen Seidel und Rolf Liebermann. Eine der vom Verein ermöglichten Ausstellungen ist die Marc-Chagall-Schau im Bucerius-Kunst-Forum, die noch bis zum 16. Januar 2011 gezeigt wird.

Dort wird auch die Gesprächsreihe zu "Bridging the Gap" stattfinden, die an vier Abenden spannende Wissenschaftler, Politiker, Journalisten und Kulturschaffende zusammenbringt, um über Themen wie "Israelis und Palästinenser heute" oder "Juden und Araber in Israel" zu sprechen und zu diskutieren. Seit 16 Jahren existiert das Kunstprogramm "Bridging the Gap", mehrere Tausend jüdische und arabische Kinder haben an dem Kunstprogramm teilgenommen. Auch zu Zeiten des Libanon-Krieges und während der Terror-Anschläge wurden die Kinder zusammengebracht. "Der Zugang über Kunst ist besonders wichtig, wenn die Möglichkeiten der sprachlichen Verständigung nicht sehr groß sind", sagt Sonja Lahnstein-Kandel. "Die Kinder leben wie auf zwei Planeten in einer Stadt. Wir möchten dieses Programm als wichtiges Beispiel der Integration bekannter machen. Denn das ist Völkerverständigung, die klappt. Die Kinder haben gesagt, sie würden zum ersten Mal sehen, dass die jeweils anderen keine Feinde sind."

Die Kinder malen, wie es zu Hause aussieht, was sie vor ihren Fenstern sehen. So lernen sie zu verstehen, wie die anderen leben. Eines der Projekte dreht sich um Masken. Dabei müssen die Kinder voneinander Masken abnehmen, sich gegenseitig anfassen und Vertrauen zueinander gewinnen. Sie machen dabei sinnliche und emotionale Erfahrungen. Es wird auch gemeinsam gegessen. Man kommt sich nahe, entwickelt Mitgefühl. "All das führt dazu, dass man Verständnis füreinander hat", sagt Sonja Lahnstein-Kandel. "Der Abstand zwischen Juden und Arabern speziell in Jerusalem ist groß, aber durch die Kunst bekommen diese Kinder das Gefühl, etwas Gemeinsames zu haben. Das verbindet."

Die Gesprächsreihe im Bucerius-Kunst-Forum wirbt nun für das Israel-Museum und dieses Kinder-Kunst-Programm des Brückenbauens. Am 15. Januar findet eine große Benefiz-Kunstauktion statt (17 Uhr). "Wir konnten tolle Kunstwerke und kompetente Gesprächspartner gewinnen. Thematisch geht es um die Zukunft, um Völkerverständigung und um junge Menschen. Ich bin sicher, dass wir damit Interessenten gewinnen und begeistern können", sagt Sonja Lahnstein-Kandel. Und: "Man sagt ja, jeder Tag, an dem man eine neue Idee kennenlernt, ist ein gewonnener Tag."

Dialogreihe "Bridging the Gap": 16.11. "In 80 Jahren um die Welt. Mein Leben", Michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museums Berlin und Theo Sommer im Gespräch, 25.11. "Israelis und Palästinenser heute", Avi Primor, ehem. Botschafter, Sari Nusseibeh, Präs. der Al-Quds-Uni, Ost-Jerusalem im Gespräch. 13.12 . Kunstfreiheit und ideologische Fesseln, Bundesminister a. D. Manfred Lahnstein, 7.1. Juden und Araber in Israel, Majid Al-Haj, Uni Haifa, Dan Diner, Uni Jerusalem im Gespräch, Beginn jew. 20 Uhr, Bucerius-Kunst-Forum, Rathausmarkt 2