Es gibt nur einen Ausweg: Der arme Landwirt Natha muss sich umbringen. Dann nämlich bekommt seine Familie eine Geld-Prämie vom Staat. Der Film “Peepli“ zeigt, wie Natha sich entscheidet.

Aamir Khan ist ein Alleskönner Bollywoods, vom Schauspieler bis zum Regisseur. Anders als viele Kollegen in der indischen Traumfabrik massenproduziert der 45-Jährige jedoch nicht zig Projekte parallel, sondern widmet seinen Werken sorgsam viel Zeit. Gern verpackt er kritische Themen in unterhaltsame Formate. Als Produzent persifliert Khan mit "Live aus Peepli - Irgendwo in Indien" die überdrehte Verzahnung von Medien- und Politzirkus.

Der arme Landwirt Natha sieht nur eine Chance dafür, dass sein Grund nicht zwangsversteigert wird: Wenn Bauern Suizid begehen, überlässt der Staat den Hinterbliebenen eine Prämie. Dieses Geld, entscheidet Natha, soll seine Familie retten. Nachdem eine Lokalzeitung seinen Freitod ankündigt, verselbständigt sich sein Schicksal. Fernsehteams fallen wie Heuschrecken in seinem Dorf ein, Politiker nutzen die Symbolfigur für den Wahlkampf. Eine Art Volksfest entsteht, während alle nur auf Nathas Tod zu warten scheinen.

Schon die Eingangsszene, eine Überlandfahrt im klapprigen Bus, macht deutlich, dass der Film ohne hochglänzende Bollywoodoptik auskommt. Auch Hauptdarsteller Omkar Das Manikpuri widersetzt sich mit seinem ruppigen Gesicht jeder Photoshop-Ästhetik. Regisseurin Anusha Rizvi erzählt ihre tragikomische Satire mit dokumentarischer Genauigkeit. Sie entlarvt die Heuchelei mit den Mitteln der Komödie. Und dieses Genre kann in Indien, trotz des ernsten Sujets, mitunter doch recht albern ausfallen.

Bewertung: empfehlenswert Live aus Peepli - Irgendwo in Indien Indien 2009, 105 Min, ab 12 J., R: Anusha Rizvi, D: Omkar Das Manikpuri, Raghubir Yadav, Malaika Shenoy, im Metropolis; www.peeplilivethefilm.com