Sofia Coppolas starker Hotelfilm “Somewhere“

Sofia Coppola drehe Hotelfilme, heißt es überall so schön. Und man mag mit Blick auf die bevorzugten Drehorte der Regisseurin eigentlich nicht widersprechen: das Park Hyatt in Tokio in "Lost in Translation", nun das mythenumrankte Chateau Marmont in Los Angeles, dazwischen der Hof von Versailles in "Marie Antoinette", auch so ein Repräsentationsobjekt fernab der Wirklichkeit. Aber Hotelfilme - klingt das nicht schrecklich kalt und technisch und komplett unsinnlich?

Coppolas Filme aber sind das genaue Gegenteil, nämlich intim, zart und punktgenau, was den Blick auf scheinbar nebensächliche Alltagsabsurditäten betrifft. Moderne Einsamkeitsstudien, in deren Mittelpunkt Helden stehen, die durchs Leben taumeln und versuchen, den Sinnlosigkeiten, die an jeder Ecke lauern, ein Schnippchen zu schlagen. In "Somewhere" ist es der Hollywood-Schauspieler Johnny Marco (Stephen Dorff), der seine Tage totschlägt zwischen Stripteasetänzerinnen, Clubsandwiches und Presseterminen, die Kindergeburtstagen gleichen. Der einzige Lichtstreifen am Horizont ist seine Tochter Cleo (Elle Fanning), die Marco eine Ahnung davon vermittelt, wie ein Leben aussehen könnte, das diesen Namen auch verdient.

Coppola, Darling der Branche und derzeit Lieblingskünstlerin so ziemlich aller Kritiker, hat zwar kaum eine Handvoll Werke gedreht, sich aber einen Stil erarbeitet, der so unverwechselbar wie betörend ist: Wie auf Zehenspitzen umkreist sie ihre Protagonisten und belegt eindrucksvoll, dass das Unsichtbare, Ungesagte manchmal wichtiger ist als das, was man sieht und hört. Wem das gefällt, für den ist "Somewhere" ein Pflichttermin.

Bewertung: überragend Somewhere USA 2010, 98 Minuten, ab 12 Jahren, R: Sofia Coppola, D: Stephen Dorff, Elle Fanning, täglich im Abaton (OmU), Holi; Informationen im Internet unter www.somewhere-derfilm.de

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