Das Altonaer Museum spürt der Frage nach, warum wir so gerne schaukeln

Hamburg. Die größte Sorge der Altonaer Museumsmacher: dass jetzt alle nur noch fragen, ob die Ausstellung "Verschaukelt", die morgen beginnt, eine brandaktuelle Replik auf die derzeitige Kulturpolitik des Hamburger Senats ist. Sie geben die Antwort in diesen Tagen vielfach: "Nein, ist sie nicht."

"Verschaukelt" war schon vor den Schließungsplänen des Senats konzipiert und zeigt eine Auswahl aus 7000 Stücken, die Ute Protte im Lauf von mehr als 20 Jahren zusammengetragen hat. Die Lüneburger Lehrerin vermachte die Sammlung 2007 dem Altonaer Museum, nun wird ein kleiner Teil ausgestellt, der Anlass zu einer Kulturgeschichte des Schaukelns gibt.

Die Ein-Raum-Ausstellung und das schmale Katalogbüchlein dazu machen staunen. Nicht nur darüber, seit wann geschaukelt wird: Die erste "Frau auf Schaukel"-Darstellung entstand um 1400 vor Christus auf Kreta, ein Kunstwerk aus Ton. "Frau auf Schaukel" blieb ein beliebtes Motiv: auf Vasen, in Porzellan modelliert, auf Kupferstichen, Postkarten und Fotos.

Schaukeln hat etwas: Es vergrößert den Spielraum, man ist ein bisschen näher dran am Traum vom Fliegen. Und es ist ein überschaubarer Nervenkitzel, der zudem Gelegenheit - auch das ist ein Anreiz für die "Frau auf Schaukel"-Motive - zu sonst tabuisierten Ansichten und Berührungen gibt ("Komm auf die Schaukel, Luise ..."). "Verschaukelt" bietet einen intelligenten Exkurs in eine Ecke des Alltagslebens, den jeder kennt, über den sich aber kaum jemand Gedanken macht. Beste Museumsarbeit, sehenswert.

Verschaukelt Ausstellung im Altonaer Museum, Museumstraße 23, bis 10. April 2011, Di-So, 10 bis 17 Uhr. Eintritt 6,-/ermäßigt 4,-