Bücher sind ungemein nützlich. Sie lassen jede Regalwand nach was aussehen, eignen sich ausgezeichnet zum Blütenpressen, und mit ein bisschen Geschick lässt sich aus zwei Stapeln farblich harmonierender Hardcover und einem Brett ein pfiffiges Beistelltischchen basteln. Im Winter ersetzen sie das Fensterritzen-Tesamoll. Kein Wunder, dass diese Multifunktionsanwendungen gern zu Weihnachten verschenkt werden.

Aber: Nur weil ein Buch verschenkt wird, heißt das noch lange nicht, dass es gelesen wird! Vielen Weihnachtsbüchern blüht dasselbe Schicksal wie unromantischen Haushaltsgeräten oder niedlichen Welpen, wenn sie groß und dreckig werden: Sie werden ignoriert oder ausgesetzt. Bewahren Sie Literatur vor diesem Ende! Versuchen Sie, diese Tücken zu umgehen: 1. Namenerguss. Zwecks Effizienz wird in der Pause rasch was aus der Bestsellerliste gegoogelt. Dass Verkaufsrang und Qualität nichts miteinander zu tun haben, ist nur Eingeweihten bekannt. Fragen Sie den Buchhändler, was wirklich gut ist. 2. Renommismus. Der Schenkende will mit seiner Auswahl brillieren und als großer Geist dastehen. Für solche Fälle werden Proust und Grass immer wieder neu aufgelegt. Vergessen Sie sich und ziehen Sie Unterhaltung in Betracht. 3. Bedeutungsschwangerschaft. Der Schenker will dem Beschenkten eine bestimmte Botschaft einbimsen ("Abnehmen in 33 Tagen", "Kochen für Anfänger"). Etwas heikel, wirklich. 4. Ein Buch auswählen, das man selbst gern mag? Ist wie einem Mann die Lieblingspumps zu schenken; lieb gemeint, aber geht vielleicht ein bisschen an seinem Geschmack vorbei.

Verzagen Sie nicht. Es gibt Tausende von tollen Büchern, und Sie haben noch 42 Tage bis Heiligabend.

Von der Macht der Liebe im Krieg zwischen den Religionen: Premierenlesung aus dem historischen Roman "Der zerrissene Schleier" von Jens J. Kramer, Fr 26.11. 19.30, Speicherstadtmuseum (U Meßberg), St. Annenufer 2, Tickets 10,-/erm. 8,50 unter T. 32 11 91; www.speicherstadtmuseum.de