Silke Silkeborg und Henrik Hold in der Galerie der Woche, Fine Art im Kontorhausviertel

Altstadt. Es werde Licht, es werde Nacht. Und alles im Freien. Nur in der Galerie Fine Art Kramer ist solch ein Zeitenwechsel seinen Preis wert. Denn mit ihrer aktuellen Ausstellung hat sich Galeristin Sandra Kramer zwei Freilichtmaler ins Haus geholt, deren Wahl der Zeiten nicht unterschiedlicher hätte ausfallen können.

Da ist zum einen die in diesem Jahr bereits mit zwei Preisen ausgezeichnete Künstlerin Silke Silkeborg. Nach Einbruch der Dunkelheit erforscht die Nachtschwärmerin mit ihrem Malwerkzeug jene Zeit, die gewöhnlich dem Schlaf und dem Traum gehört. Ihre Nachtwanderungen führen sie nach Dänemark, an die Alster, ins Ruhrgebiet oder an Gewässer, um vor Ort festzuhalten, wie sich das anfühlt und ansieht, wenn sich aus einem dunklen Raum allmählich Farben herausschälen. Wenn Uferbeleuchtung rhythmische Lichtstreifen ins schwarze Gewässer zeichnet, wenn ein Planetarium in der Finsternis des Himmels wie ein bläulich-roter Pilz schimmert, wenn Lichtsmog Bäume umhüllt oder ein Garten in diffusem Blau vor ihren Augen ruht.

Nacht ist da nicht immer gleich Nacht. Es gibt helle, dunkle oder rabenschwarze Nächte, wie sie Silke Silkeborg anlässlich einer ihrer Ausflüge festhält: "Es ist eine der nächtlichsten Nächte unter allen Nächten, die ich in den letzten Wochen nachmalte."

Anders Henrik Hold, der sich nur zeitweilig als klassischer Freilichtmaler, immer aber als Vor-Ort-Maler und -Zeichner betätigt. Vor Jahren inspizierte er das Amtsgericht Hamburg, später seine eigene Wohnung mit ihren leuchtenden Objekten wie einer Lampe, der weißen Teekanne und den grellen Sonnenlichteinfällen von außen. Einige dieser ungewöhnlichen Interieurs, in denen sich Räume in stilllebenähnliche Orte verwandeln, sind aktuell in der Galerie zu sehen.

Überwiegend präsentiert sich Hold aber mit bislang ungezeigten Arbeiten, entstanden während eines Atelieraufenthalts im Osten Hamburgs. Sein Weg führte ihn da täglich in die Boberger Niederungen, wo er stille Inseln des Lichts, vor Baumgruppen, entlang Wegen oder nahe eines Hauses aufsuchte. Weiße Birkenstämme, Alleen-Tunnel, auf dem Boden verstreute Lichtflecken, blau leuchtende Horizontstreifen - die Summe dieser Eindrücke resultiert bei Hold in Bildern einer neuen Subjektivität. Aber das Auge geht hier weniger von innen nach außen. Stattdessen setzt sich Henrik Hold wie auch Silke Silkeborg bewusst einer Situation aus, in der das Außen langsam ins Innen und in die Bilder dringt.

Man kann das auch anders nennen, "Realfiktion", und seine Ausstellung genauso betiteln.

Henrik Hold, Silke Silkeborg: Realfiktion bis 26.11., Di-Fr 12.00-18.30, Sa 12.00-15.00, n. V., Galerie Fine Art (U Mönckebergstraße), Altstädter Straße 13, T. 31 81 01 54; www.kramer-fine-art.de