Erfolg für Nino Haratischwilis “Atmen“ im Monsun-Theater

Hamburg. Jennys Video-Projekt "Death in progress" über Friedhöfe war eine Schnapsidee und ist geplatzt. Weil die Frau zwar kosmopolitisch kompetent auftreten, aber noch immer keine Kamera bedienen kann. Was sich nach Kabarett und Klischeefigur anhört, brechen die Autorin Nino Haratischwili und Regisseurin Nina Pichler in der Uraufführung von "Atmen" am Monsun-Theater mit einem satirischen Kunstgriff. Sie erklären das Scheitern zum eigentlichen Kunstwerk und führen es auf zwei Ebenen vor: als Film und als Spiel in der Rückblende.

Die emsige Erfolgsdramatikerin hat sich im Hype um sie einen (selbst)ironisch nüchternen Blick bewahrt. Sie attackiert in "Atmen" die von Marketing- und Medien-Strategien korrumpierte Kunstproduktion. Nicht neu, die Schelte, doch bietet sie Stoff für eine amüsante, zünftig inszenierte Farce.

Vanessa Czapla spielt die kreative Blenderin Jenny aus der Prenzlberg-Szene, die das Spießerpaar Erna (Solveig Krebs) und Markus (Georg Bütow) heimsucht und mit cooler Masche zutextet. Sie und Pichler haben keine Scheu, in der absurden Situation Loriot-Sketch-Komik zu zitieren. Klatsch und Ehezank durchkreuzen Jennys Interview-Versuche. Zudem lässt ihre Zufallsbekanntschaft Klaus (Mirko Thiele) die Möchtegern-Künstlerin sitzen. Nicht ohne Jenny zuvor aus der Gefühlsreserve gelockt zu haben, um mit ihr sein "reales Ding" durchzuziehen.

Vanessa Czapla betreibt rotzfrech und witzig Jennys Spiele mit falscher und wahrer Identität, zeigt in Pichlers punktgenauer Regie aber auch die Einsamkeit der jungen Frau, ihre Ver(w)irrungen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Die gelungene Produktion des Monsun-Theaters feierte amüsant und kunstkritisch das 30. Jubiläum der Ottenser Off-Bühne.

Atmen 10.-13.11., 20.00, Monsun-Theater, Karten T. 390 31 48; www.monsuntheater.de